Neue Biobauern bekommen wieder Hilfe

Agrarministerium will Umstellung auf Ökolandbau finanziell unterstützen

Nach fast drei Jahren will Brandenburg ab 2014 wieder Bauern besonders fördern, die auf Ökolandbau umsteigen. Die Branche freut sich.

Alle fünf bis sechs Wochen eröffnet in Berlin ein neuer Biosupermarkt. Im Stadtteil Prenzlauer Berg gibt es alle paar hundert Meter einen Bioladen. Auch andere Lebensmittelgeschäfte verkaufen Bioprodukte. Sogar die Spätverkaufsstellen führen hier Biomilch.

Allein der Biofachhandel verzeichnete in der Hauptstadt im Durchschnitt der vergangenen sechs Jahre immer Zuwächse um die zehn Prozent, sagt Michael Wimmer, Geschäftsführer der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau. Etwa 20 Prozent der in Berlin verkauften Bioprodukte kommen aus Brandenburg. Der Großhandel bemüht sich um regionale Erzeugnisse, aber die märkischen Biobauern können mit der steigenden Nachfrage in der Hauptstadt nicht Schritt halten. Besonders Obst und Gemüse sind gefragt.

Angesichts dieser Situation wirkte es geradezu absurd, dass die Fördermittel für neue Ökobauern Mitte 2011 vom Land Brandenburg gestrichen worden sind. Lange angemahnt, hat es nun endlich ein Umdenken gegeben. Ab November werden Anträge wieder angenommen, kündigte das Agrarministerium am Freitag an. Angeblich zeichnet sich erst jetzt ab, dass die EU über das Jahr 2015 hinaus Fördermittel für den Ökolandbau springen lässt. Weil es dies für unsicher hielt, hatte das Agrarministerium 2011 auf die Bremse getreten.

Experte Wimmer hat das nie verstanden. Dass die EU wirklich nichts mehr geben würde, sei »nicht vorstellbar« gewesen, bekräftigt er. Anträge wieder zu bewilligen, sei ein »längst überfälliger Schritt«, auf den die Biobranche nunmehr fast drei Jahre lang habe warten müssen. Thüringen und Schleswig-Holstein seien zwar auch zwischenzeitlich aus der Förderung ausgeschert. Doch zuletzt war Brandenburg als das einzige Bundesland übrig geblieben, dass die Umstellung auf den Ökolandbau nicht förderte.

»Endlich bewegt sich die Landesregierung«, freut sich die Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm (Grüne). Nach Wimmers Darstellung haben brandenburgische Biobauern keine Probleme, ihre Erzeugnisse loszuwerden. Allerdings sind die Preise für konventionell angebautes Getreide gestiegen und mit Mais für Biogasanlagen lässt sich noch mehr Geld verdienen. Da stellt sich für jeden Bauern die Frage, ob sich der Wechsel zum Ökolandbau für ihn lohnt. Die alten 150 Euro Umstellungsförderung reichen angesichts dessen eigentlich nicht mehr aus, meint Wimmer. »Ohne die 150 Euro geht es überhaupt nicht.« Wie hoch die Förderung ab 2014 ausfallen soll, ist noch offen. Andere Länder zahlen in der Regel 250 Euro je Hektar, sagt Wimmer.

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