nd-aktuell.de / 29.05.2013 / Ratgeber / Seite 27

Gold für Zocker - von 500 auf 1800 Dollar und zurück

Geldanlagen

Nach einem Jahrzehnt des Aufstiegs ist der Preis von Gold und Silber plötzlich dramatisch eingebrochen. Weltweit warnen Verbraucherschützer vor privaten Geldanlagen in Gold. Zwischenzeitlich hat sich der Preis für das gelbe Edelmetall zwar erholt, doch der Schock sitzt selbst bei Profi-Anlegern tief. Was war passiert?

An einem Schwarzen Freitag im April brach der Goldpreis weltweit ein. In wenigen Tagen sank der Kurs auf unter 1400 US-Dollar (etwa 1100 Euro) je Feinunze. Ein Fall um knapp 10 Prozent mag auf den ersten Blick undramatisch erscheinen, doch die Spannung wird sichtbar, wenn man den Höchststand im Herbst 2012 von rund 1800 US-Dollar dagegen hält. Der Sprung über die magische 2000-Dollar-Marke schien nur eine Frage der Zeit. Absolut betrachtet, entsprach der Verlust von 135 Dollar für kaum mehr als 31 Gramm Gold sogar dem höchsten Tagesrückgang aller Zeiten. Auch Silber und Industriemetalle stürzten an jenem Schwarzen Freitag ab.

Preisverlust »übertrieben«

Erstaunt zeigten sich selbst Fachleute, so die Rohstoffexperten der Commerzbank, die »den Preisverfall als übertrieben« erachten. Angesichts des vielen billigen Geldes, mit dem die Zentralbanken die Finanzmärkte fluten, sei der Absturz »fundamental auch nicht mehr nachvollziehbar«. Die Gold-Kenner der Norddeutschen Landesbank (Nord/LB) sprachen von einem »Winterschlussverkauf«. Vernunft scheine bei solchen Abschlägen »derzeit keine Rolle zu spielen«. Doch Unvernunft gehört wohl zum Kern einer jeden Panik.

Zwischenzeitlich ist der Goldpreis wieder gestiegen und hat die Verluste vom Schwarzen Freitag wieder wettgemacht. Dafür gibt es durchaus handfeste Gründe: Wo Verkäufer sind, sind auch Käufer. So wird »von regem physischem Kaufinteresse« in Asien - insbesondere Indien - berichtet. Zudem erwarten Analysten, dass die Zentralbanken reicher Rohstoffstaaten - Russland oder Saudi-Arabien - sowie exportstarker Schwellenländer - Brasilien und China - ihre Devisenanlagen aus Sicherheitsgründen diversifizieren und daher Gold und Silber weiter zukaufen.

Auch bei Privatanlegern scheint das Interesse ungebrochen, schließlich gilt Gold als »sicherer Hafen« in unsicheren Zeiten; und in vielen aufstrebenden Ländern wird Gold zu Familienfesten reichlich verschenkt - als Altersvorsorge, aber auch als Statussymbol.

Wasser auf die Mühlen der Zocker lenkte die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrer Leitzinssenkung Anfang Mai. Gold kann nun weiterhin von der Aussicht auf billigeres Geld profitieren. Zugleich sind die Goldvorkommen weltweit weiterhin knapp. Mittel- bis langfristig prognostiziert die überwiegende Zahl der Fachleute daher weiterhin höhere Goldpreise. Doch scheint der Schock tief zu sitzen: Wo einmal Panik war, kann morgen auch wieder Panik sein! Mancher erinnert sich, dass der Goldkurs vor der 2007 ausgebrochenen Finanzkrise lange unter 500 Dollar dümpelte.

Verkauf von Altgold

Es gibt viele Möglichkeiten, in Gold zu investieren - und anderseits kann man Barren, Goldschmuck oder Münzen zu Geld machen. Annoncen in Zeitungen vermitteln den Eindruck, mit dem Verkauf von Altgold lasse sich schnell und unkompliziert ein gutes Geschäft machen. Doch die Verbraucherzentrale Thüringen rät zu Vorsicht: »Wer sein Gold zu Geld machen will, sollte vorher Angebote vergleichen.«

Aufgrund der Vielzahl von Kaufangeboten haben Verbraucher die Qual der Wahl. »Der Markt erscheint völlig intransparent«, warnt Andreas Behn, Referatsleiter Finanzdienstleistungen der Verbraucherzentrale Thüringen. Viele Ankäufer nutzten ihren Wissensvorsprung und bestimmten den Goldpreis nach eigenem Ermessen. Wer auf das erstbeste Angebot setzt, kann schon verloren haben.