Mit Lungenkrebs in die Spezialklinik

Sterblichkeit nach Eingriff in OP-Zentren halb so groß

  • Lesedauer: 2 Min.
Lungenkrebs operativ zu entfernen ist häufig die einzige Chance, die Patienten zu heilen. Am erfolgreichsten werden diese Eingriffe in Kliniken durchgeführt, die jährlich mehr als 100 Patienten mit Lungenkrebs operieren. Darauf weist die Gesellschaft für Thoraxchirurgie hin. In diesen Spezialkliniken sei die Sterberate nahezu um die Hälfte geringer.

Mehr als 45 000 Patienten erkranken jährlich in Deutschland neu an einem Lungentumor. Im Jahr 2010 haben Chirurgen mehr als 10 400 Lungenoperationen durchgeführt. »Eine Operation ist nur bei etwa 30 bis 40 Prozent der Patienten mit Lungenkrebs möglich«, erläutert Professor Dr. med. Bernward Passlick, der an der Universität Freiburg eine der größten Spezialkliniken für Thoraxchirurgie in Deutschland leitet. Wenn ein Eingriff möglich ist, seien die Behandlungschancen gut. »Etwa 70 bis 80 Prozent der Patienten, die wir im Frühstadium operieren, können geheilt werden«, so Passlick.

Lungenoperationen seien jedoch bei den häufig betagten Patienten nicht ganz ungefährlich. Um den Tumor sicher zu beseitigen, müssen die Chirurgen meistens einen Lungenlappen, selten einen Lungenflügel entfernen. Auch an ausgewiesenen Zentren, die mehr als 100 Patienten im Jahr operieren, sterben 3,2 Prozent der Patienten noch im Krankenhaus an den Folgen der Operation, wie Passlick kürzliche in einer Aufarbeitung von Daten des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2010 belegte. An kleineren Kliniken mit weniger als 25 Eingriffen pro Jahr war die Krankenhaussterberate dagegen mit 5,8 Prozent nahezu doppelt so hoch. Auch in Krankenhäusern mit 26 bis 50 Eingriffen pro Jahr starben noch 4,8 Prozent der Patienten in der Klinik.

»Untersuchungen aus den USA und aus Kanada zeigen, dass es sich nicht um ein deutsches Problem handelt«, sagt Passlick, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie (DGT) ist. Die höhere Krankenhaussterblichkeit bei wenigen Eingriffen sei nicht etwa auf das eingeschränkte Können der Chirurgen an kleinen Kliniken zurückzuführen. »Entscheidend für einen dauerhaft hohen Standard ist ein eingespieltes Team, in dem Spezialisten der verschiedenen Disziplinen wie Anästhesie, Thoraxchirurgie, Physiotherapie, spezialisierte Krankenpflege und Endoskopie zusammenarbeiten«, so der Experte. Diese Voraussetzungen seien, wie die Zahlen belegen, offenbar nur an ausgewiesenen Zentren möglich. Die DGT fordert daher, dass die hoch spezialisierten Eingriffe ausschließlich in dafür geeigneten Krankenhäusern vorgenommen werden. nd

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