Viel mehr als zwei Länder

Das 7. Jazzdor-Festival

  • Hans John
  • Lesedauer: 2 Min.

Das deutsch französische Festival »Jazzdor Strasbourg-Berlin« ging einst an den Start, um deutsche, französische und deutsch-französische musikalische Aktivitäten an drei bis vier Konzertabenden durch Nachwuchskünstler und Jazz-Senioren zu dokumentieren. Dank der gekonnten Musikerauswahl des leidenschaftlichen künstlerischen Leiters und Pianisten Philip Oschem erfreute sich Jazzdor eines stetig wachsenden Publikumszulaufs. Nun bereits zum siebten Mal veranstaltet, ist aus dem »Zwei-Länder-Jazzding« längst eine geschätzte Konzertreihe mit europäischem, ja internationalem Anspruch geworden.

Neben dem erhöhten künstlerischen Aufkommen gefällt im »verflixten 7. Jahr« die den Zeitläuften entsprechende Programmgestaltung. Vier von zwölf eingeladenen Gruppen stehen nur noch für »Le Grand Nation« allein, also Frankreich pur. Ein 13-köpfiges Saxofonensemble, Standort Berlin, kündigt sich als »europäisch« an, und bei dem Künstlerbestand der verbleibenden sieben Formationen geben auch Könner aus den USA und der Volksrepublik China den Ton an.

Gleich das Einstiegskonzert belegt aufs Berückendste die zeitlose Kunst des Zusammenfindens oder Scheiterns in der Improvisation. Denn der gestandene Multiinstrumentalist Michel Portal trifft auf den blutjungen Akkordeonspieler Vincent Peirani. Free-Jazz-Cluster könnten also nicht nur auf Rock-, Pop- und Ambiente-Erfahrungen treffen, sondern sich an Aufklängen des »Conjunto« stoßen, jener Tex-Mex-Musik, mit der der unverwechselbare Hohner-Akkordeon-Spieler Esteban Steve Jordan vor Jahrzehnten bereits beim JazzFest beglückte.

Die grandiose britische Vokalistin Maggie Nichols feiert bei Jazzdor 2013 eine begrüßenswerte und langersehnte Wiederkehr. Gemeinsam mit dem Akkordeonspieler Pascal Contet wird Wu Wei auftreten, der die chinesische Mundorgel Sheng wie kein anderer spielt. Hohe Erwartungen richten sich auch auf das Gastspiel der Kontrabassistin Joelle Le'andre mit dem Cellisten Vincent Courtois und auf die Deutschlandpremiere des Slam-Poeten Mike Ladd.

Einen Interessenkonflikt bei der Künstlerauswahl mit dem heraufdämmernden JazzFest, so wie 2012, hat es in diesem Jahr nicht gegeben, obwohl beide Festivalleitungen, laut JazzFest Projektleiter Ihno v. Hasselt, vorab nicht miteinander verhandelten. Bei der offensichtlich sich stetig steigernden Vielfalt des musikalischen Angebotes von Jazzdor dürften Vorabsprachen jedoch in der Zukunft nicht zu vermeiden sein.

5. bis 8. Juni, Kesselhaus, Knaackstr. 97, Prenzlauer Berg

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