Prozess wird neu aufgerollt

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(dpa/nd). Große Aufregung im Schwurgerichtssaal 500 des Kriminalgerichts Moabit. Der Prozesstag um die tödliche Prügelattacke gegen Jonny K. begann mit einem in der »BZ« abgedruckten Interview, das die Zeitung angeblich mit einem der ehrenamtlichen Richter geführt haben soll. Nach stundenlanger Unterbrechung entschied das Gericht: Der Prozess gegen die sechs Angeklagten muss wegen Befangenheit eines Schöffen neu aufgerollt werden. Die Entscheidung, den Prozess auszusetzen, sei in Übereinstimmung mit allen Prozessbeteiligten gefallen, sagte Richter Helmut Schweckendieck. Für die Verhandlung war kein Ersatzschöffe nominiert. Das Verfahren gegen die jungen Männer wegen Körperverletzung mit Todesfolge oder gefährlicher Körperverletzung soll an diesem Donnerstag neu starten.

Bei dem brutalen Angriff an den Rathauspassagen im Oktober 2012 war der 20-jährige Jonny K. so heftig geschlagen und getreten worden, dass er später an Hirnblutungen starb. Die jungen Männer hatten im bisherigen Prozess zwar Tritte und Schläge eingeräumt, eine Verantwortung für den Tod von Jonny K. bestritten sie.

Der Schöffe war am Montag mit kritischen Äußerungen über die Verteidiger der Angeklagten zitiert worden. Unklar blieb aber, ob der ehrenamtliche Richter das Interview tatsächlich gegeben hatte.

In der Vorwoche hatte der Schöffe zudem in dem Prozess zu einem Zeugen gesagt, der sich auf Erinnerungslücken berufen hatte: »Sind Sie zu feige oder wollen Sie uns verarschen?« Die Verteidigung hatte gleich danach beantragt, den Schöffen auszuschließen, weil er parteiisch sei.

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