nd-aktuell.de / 04.06.2013 / Politik / Seite 2

Wo der Innbach aufwärts fließt

Österreich kämpft gegen die Flut - Wien nicht

Hannes Hofbauer, Wien
Hunderte Gemeinden kämpfen gegen Überflutungen, Menschen werden evakuiert - doch Wien kann ruhig schlafen.

Nördlich des Alpen-Hauptkamms kämpfen hunderte Gemeinden gegen Überflutungen. Salzburg und der Pinzgau, das Salzkammergut, die Gegend um Kitzbühel und Schärding sowie die Wachau zählen zu den am schlimmsten betroffenen Gebieten. Bislang sind zwei Tote zu beklagen, vier Personen gelten als vermisst.

Inn, Salzach und Donau treten aus ihren Ufern. Mobile Schutzanlagen, die nach dem »Jahrhunderthochwasser« im Jahr 2002 vor allem entlang der Donau neu errichtet worden waren, erleben ihre Bewährungsprobe. Städte wie Schärding (am Inn) oder Melk (an der Donau) versinken allen Vorkehrungen zum Trotz im Wasser.

Hunderte Häuser sind nurmehr per Boot erreichbar, die Menschen werden evakuiert. Feuerwehren und Soldaten befinden sich im Dauereinsatz. Entlang der Donau müssen auch die Wasserkraftwerke zurückgefahren werden. Bahnstrecken und Straßen sind unterbrochen. Aufgestautes Wasser bringt kleinere Flüsse wie den Innbach (bei Alkoven) dazu, bergauf zu fließen.

Die Gründe für die Katastrophe sind vielfältig. Der vom Westen her kommende Regen traf auf vom Wasser gesättigte Böden. Die aus den Alpen kommenden Flüsse Inn, Steyr, Traun etc. traten aus ihren Ufern.

Strukturell gesehen stellt sich die Lage noch dramatischer dar, die Zunahme solcher Katastrophen kann nicht mehr geleugnet werden. Von sensationsgeilen Medien als »Jahrhunderthochwasser« titulierte Ereignisse finden mittlerweile alle zehn Jahre statt. Der Klimawandel hat daran genauso seinen Anteil wie der lasche Umgang vieler Gemeinden mit Grundstückswidmungen. Jahrzehntelang wurden viele flussnahe Flächen zu Bauland umgewidmet. Die ehemals »sauren Wiesen«, die Platz für Überschwemmungen boten, fehlen nun. Mobile Schutzeinrichtungen können dieses Manko nicht kompensieren.

Wien selbst kann ruhig schlafen. Denn seit der letzten Donauregulierung, die im Jahre 1988 abgeschlossen wurde, sind Überschwemmungen im großen Stil über ein Schleusensystem regulierbar. Damals war entlang der gesamten Stadt parallel zur Donau ein Entlastungsgerinne ausgehoben worden. Mit dem Aushubmaterial schüttete man eine 21 Kilometer lange Insel - die Donauinsel - auf, die den WienerInnen seither als Erholungsgebiet dient. In diesen Tagen nehmen Entlastungsgerinne und Teile der Insel riesige Wassermengen auf.