nd-aktuell.de / 07.06.2013 / Kommentare / Seite 11

Seltene Vögel

Bernd Kammer fühlt mit den Mehlschwalben

Der nächste Zensus ist über Berlin hereingebrochen. Doch die Folgen für den Landeshaushalt dürften diesmal überschaubar sein, handelt es sich doch um keine Volks-, sondern eine Vogelzählung. Im Unterschied zu uns Berlinern ist die Zahl unserer gefiederten Freunde in etwa gleich geblieben, etwa 30 000 zählten Helfer des Naturschutzbundes (NABU) in den Gärten. Überflieger bleibt der Haussperling, gefolgt von Amsel und Kohlmeise.

Ansonsten geht es den Vögeln wie den Menschen - sie finden immer weniger Wohnraum. Die einen können die Miete nicht mehr bezahlen, die anderen suchen an immer mehr sanierten Hauswänden und abgeschlossenen Fassaden vergeblich nach Nistmöglichkeiten. Besonders im Zentrum wird es für Wohnungssuchende aller Art eng, wie gerade die mit einiger Verspätung aus Afrika heimkehrenden Mauersegler feststellen mussten.

Die Gentrifizierung macht also auch vor den geflügelten Bewohnern dieser Stadt nicht halt. Bei den Mehlschwalben wurde immerhin schon ein Rückgang von 35 Prozent registriert, obwohl diese streng geschützt sind und gewissermaßen einen Wohnberechtigungsschein beantragen könnten. Der Mieterverein, pardon der NABU, appelliert an Hausbesitzer und Behörden, Ersatznistplätze zu schaffen. Dazu seien sie gesetzlich verpflichtet.