Merkur und Venus liefern sich Wettrennen

PLANETEN, MOND, STERNE, SONNE im JUNI: Erdtrabant zeigt volle Scheibe, Klärchen kommt zum Jahresgipfel

  • Hans-Ullrich Keller
  • Lesedauer: 4 Min.

Mit Einbruch der nun spät einsetzenden Abenddämmerung leuchtet im Juni tief am Nordwesthimmel ein heller Lichtpunkt auf. Es ist die Venus, die ihre Rolle als Abendstern spielt. Nach Sonne und Mond ist Venus das hellste Gestirn am irdischen Firmament. Man sieht sie entweder abends im Westen als Abendstern oder am Osthimmel vor Sonnenaufgang als »Morgenstern«. Noch bevor es richtig dunkel wird, hat sich Venus verabschiedet und ist untergegangen.

Der sonnennahe und darum schwierig zu beobachtende Merkur zeigt sich in den ersten zwölf Junitagen am Abendhimmel knapp über dem Nordwesthorizont. Mit Venus liefert sich Merkur ein spannendes Wettrennen. Am 11. kommt es zu einem netten Himmelsanblick, wenn sich die Sichel des zunehmenden Mondes zu Venus und Merkur gesellt. Das Dreigestirn ist gegen 22 Uhr knapp über dem Nordwesthorizont zu sehen. Um Merkur noch zu erkennen, ist ein lichtstarkes Fernglas erforderlich.

Jupiter, der in den letzten Monaten mit seinem Glanz den Abendhimmel beherrschte, hat sich zurückgezogen. Der Riesenplanet wird von der Sonne im Tierkreis verfolgt, die ihn am 19. einholt. Dabei kommt es zu einer Jupiterbedeckung durch die Sonne. Dies kann man aber nicht beobachten, da die Sonne selbst den hellen Jupiter bei weitem überstrahlt.

Fast die ganze Nacht am Sternenhimmel vertreten ist der ringgeschmückte Saturn im Sternbild der Jungfrau. Er ist der Höhepunkt jeder Sternführung am Teleskop. Mit bloßen Augen ist der Saturnring nicht zu erkennen. Man sieht den fernen Planeten nur als fahlen, gelblichen Lichtpunkt. Am 19. erhält der Ringplanet Besuch vom zunehmenden Mond, der südlich an ihm vorbeizieht. Vom Morgenhimmel zieht sich Saturn allmählich zurück.

Mars hält sich weiterhin noch am Taghimmel auf. Der kalte Wüstenplanet bleibt im Juni unsichtbar.

Am 8. tritt um 17.56 Uhr die Neumondphase ein. Vollmond wird am 23. um 13.32 Uhr erreicht. Fast gleichzeitig, nämlich nur eine halbe Stunde später, kommt der Mond mit nur 356 990 Kilometer in extreme Erdnähe. Der Vollmond zeigt sich somit im Juni besonders groß. Man sieht die größte Vollmondscheibe des gesamten Jahres, wobei die Vollmondnacht vom 23. auf 24. die kürzeste Nacht in diesem Jahr ist. Der Mond ist dabei im Sternbild Schütze zu sehen und nimmt auch die niedrigste Kulminationshöhe 2013 ein. Das Zusammenfallen von Erdnähe und Vollmond führt wieder einmal zu extremen Gezeiten und hohen Flutwellen. Da auch die Kontinente den Gezeitenkräften unterliegen, kann es zu tektonischen Beben oder Vulkanausbrüchen kommen.

Am abendlichen Fixsternhimmel macht sich der Sommer bemerkbar. Zwar finden sich in der westlichen Himmelshälfte noch die Frühlingssternbilder wie Löwe und Jungfrau. Der helle Arktur im Rinderhirt steht sogar noch hoch im Süden. In der östlichen Himmelshälfte ist jedoch das Sommerdreieck bereits vollständig aufgegangen. Es setzt sich aus den drei Hauptsternen Wega in der Leier, Deneb (im Schwan) und Atair (im Adler) zusammen. Die bläulich funkelnde Wega und der orange schimmernde Arktur sind die beiden hellsten Fixsterne der nördlichen Himmelskugel. Die ebenfalls recht helle, gelbliche Kapella wird man kaum erspähen. Denn sie befindet sich knapp über dem Nordhorizont, wo sie kaum auszumachen ist.

Der Große Wagen hat die Mittagslinie längst überschritten und befindet sich im Abstieg. Ihm gegenüber findet man das Himmels-W, die Kassiopeia, nahe dem Nordosthorizont. Kassiopeia und Großer Wagen sind in unseren geografischen Breiten zirkumpolar. Sie gehen somit niemals unter und sind in jeder klaren Nacht zu sehen.

Am 21. Juni ist es wieder einmal soweit: Die Sonne erklimmt exakt um 7.04 Uhr den Gipfel ihrer Jahresbahn, der astronomische Sommer beginnt. Der Gipfelpunkt heißt deshalb auch Sommerpunkt. Ist er passiert, steigt die Sonne wieder ab, weshalb man von Sonnenwende spricht. Da die Sonne vom Auf- zum Abstieg wechselt, verharrt sie gewissermaßen einen Augenblick. Diesen Moment nennt man deshalb Solstitium, also Sonnenstillstand.

Der Sommerpunkt markiert den Beginn des Tierkreiszeichens Krebs. Daher spricht man vom Wendekreis des Krebses. Der Sommerpunkt liegt im laufenden 21. Jahrhundert im Sternbild Stier an der Grenze zu den Zwillingen. Nur acht Stunden nach Sommerbeginn wechselt die Sonne aus dem Stier in das Sternbild der Zwillinge.

Der 21. Juni ist in unseren Breiten der längste Tag des Jahres. Er dauert in Rostock 17 Stunden und zehn Minuten. In Hamburg ist er sieben Minuten kürzer als in Rostock. In München beträgt die Tageslänge am 21. immerhin 16 Stunden und fünf Minuten, in Stuttgart 16 Stunden und zehn Minuten. In Rostock erreicht die Sonne am 21. eine Mittagshöhe von 59 Grad. In München steht sie mittags dann 65 Grad hoch.

Hans-Ullrich Keller, dpa

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