nd-aktuell.de / 10.06.2013 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 2

Eine Frage der Definition

Wie berechnen Statistiker die Jugenderwerbslosenquote?

Grit Gernhardt
Die Jugenderwerbslosigkeit in der EU steigt und steigt. Die Zahlen sind teils dramatisch - aber das ist u. a. auch der Berechnungsmethode geschuldet.

Jeden Monat wieder sorgen die Zahlen für einen kleinen Schock: Laut Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat finden in einigen EU-Ländern bereits über die Hälfte der Unter-25-Jährigen keinen Job, insgesamt sind in den 27 Staaten 5,6 Millionen Jugendliche und junge Erwachsene erwerbslos. Nach dieser Berechnungsmethode liegt die Jugenderwerbslosenquote in Deutschland bei 7,6 Prozent.

Unterschiedliche statistische Methoden führen jedoch zu teils gravierend anderen Ergebnissen, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) kürzlich vorrechnete: Die Eurostat-Daten werden nämlich nach der Methode der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) erhoben, die weltweit einheitliche Kriterien zugrunde legt. Die Erwerbslosenquote beschreibt dabei den Anteil aller arbeitslosen Über-15-Jährigen an der Gesamtzahl der Erwerbspersonen. Als Erwerbspersonen gelten sowohl Erwerbstätige als auch Arbeitslose.

So wird auch die Jugenderwerbslosenquote berechnet. Daraus folgt aber, dass in den Medien oft verbreitete Aussagen wie: »In Griechenland oder Spanien sind mehr als die Hälfte aller 15- bis 24-Jährigen ohne Job« statistisch nicht richtig sind. Schüler oder Studenten, die einen nicht unerheblichen Teil an dieser Altersgruppe darstellen, sind nämlich nicht berücksichtigt. »Eine Jugenderwerbslosenquote von 50 Prozent bedeutet also nicht, dass jeder zweite Jugendliche ohne Arbeit ist. Sondern sie sagt aus, dass jeder zweite, der arbeitet oder arbeiten will, einen Job sucht«, fasst die BA zusammen.

Setzt man die Zahl der erwerbslosen Jugendlichen in Beziehung zur Altersgruppe, waren im vergangenen Jahr EU-weit »nur« 9,7 Prozent aller Unter-25-Jährigen erwerbslos. In Deutschland betrüge die Quote 4,1 Prozent und in Spanien 20,6 Prozent.

Die BA verwendet in ihren Berichten eine eigene Definition, die von der der ILO und damit auch von den Eurostat-Daten abweicht. Als arbeitslos gelten demnach alle Personen, die keine Stelle haben, eine versicherungspflichtige Beschäftigung suchen und arbeitslos gemeldet sind. Diese Zahl ist niedriger als die tatsächliche Arbeitslosenzahl, denn aus verschiedenen Gründen meldet sich ein Teil der Arbeitslosen nicht bei den Ämtern. Die Jugendarbeitslosigkeitsquote in Deutschland beträgt nach dieser Berechnung 5,7 Prozent. Die Dunkelziffer dürfte jedoch um einiges höher liegen. Allen Zahlenspielen zum Trotz - Jugendarbeitslosigkeit bleibt ein Problem, für das es derzeit keine Lösung zu geben scheint.