Brille vom Friseur

Silvia Ottow über prominente Schützenhilfe bei der Brustkrebsvorsorge

  • Lesedauer: 2 Min.

Erfolgreiche und schöne A-Prominente, im besten Falle aus Hollywood, können den Menschen alles beibiegen. Derzeit werden Kliniken der Anfragen besorgter Frauen nicht mehr Herr und müssen wie die Berliner Charité zusätzliche Brustkrebssprechstunden einrichten. Die Patientinnen wollen herausbekommen, ob sie sich wie die berühmte Schauspielerin Angelina Jolie vorsorglich ihre Brüste entfernen lassen sollen, um dem schweren Schicksal einer durch das mutiert BRCA1-Gen verursachten Krebserkrankung vorzubeugen. Ja, sollen sie?

Die Antwort dürfte schwer zu geben sein, denn es erkrankt nur ein kleiner Teil aller Trägerinnen dieses gefährlichen Gens. Auch wer es nicht besitzt, kann Brustkrebs bekommen. Fachkundige Beratung mit engmaschigen Kontrollen könnte ein Mittel der Wahl sein, um vorbeugende Operationen, die ja auch nicht ohne Risiken sind, zu vermeiden oder aufzuschieben. Ohnehin stellt sich die Frage, weshalb sich Menschen in Gesundheitsdingen so vehement an Leinwandstars orientieren, von denen man weiß, wie schnell sie sich für das Messer oder die Spritze entscheiden, wenn sie die Hüfte zu dick oder die Lippen zu dünn oder die Brüste zu unprätentiös finden. Ohne jemandem genau das unterstellen zu wollen - es ist erfahrungsgemäß angeraten, sich die Brille nicht vom Friseur machen zu lassen und misstrauisch zu sein, wenn Darstellerinnen ins falsche Fach wechseln. Wer ein hohes Brustkrebsrisiko hat, sollte nicht erst zum Arzt gehen, wenn er was aus Hollywood hört.

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