nd-aktuell.de / 10.06.2013 / Sport / Seite 20

»Ich bin eine Pariserin«

Serena Williams gewinnt nach elf Jahren wieder die French Open

Robert Semmler, dpa
Vor einem Jahr verlor Serena Williams bei den French Open schon in der ersten Runde. Nun hat die Tennisspielerin aus den USA nach elfjähriger Wartezeit in ihrer Wahlheimat triumphiert und sogar einen Altersrekord gebrochen. Das Männerfinale gewann der Spanier Rafael Nadal.

Die Mama fuchtelte mit den Armen, die Zuschauer amüsierten sich. Als Serena Williams bei der Siegesrede nach dem French-Open-Titel auf Französisch ihre Eltern lobte, gestikulierte ihre Mutter auf der Tribüne. »Ooh, sie versteht mich nicht...«, bemerkte die Amerikanerin in Paris am Sonnabend plötzlich grinsend, und 15 000 Fans lachten mit ihr.

Aus dem anfangs schwierigen Verhältnis zu Paris ist eine Liebesbeziehung geworden, erst recht dank des zweiten Triumphes in Roland Garros nach elf Jahren. »Ich bin oft hier, ich arbeite hier. Ich glaube, ich bin eine Pariserin«, verkündete die Weltranglistenerste nach dem 6:4, 6:4 über Titelverteidigerin Maria Scharapowa.

Der 16. Grand-Slam-Einzeltitel soll nicht der letzte bleiben, obwohl die 31-Jährige damit Chris Evert als älteste French-Open-Siegerin der Profiära ablöste. Evert und Martina Navratilova holten je 18 Grand-Slam-Erfolge, Steffi Graf sogar 22. Sie wolle wie Filmlegende Greta Garbo - mit dem sie ein Journalist verglich - auf dem Höhepunkt ihrer Karriere abtreten, so Williams. »Aber bin ich schon auf meinem Höhepunkt?«

Nicht das Alter zählt für Williams, sondern das Gefühl. Nie zuvor habe sie sich so fit gefühlt, erklärte Serena, ungeheuer entspannt wirkte sie in Paris. Dort kann die Olympiasiegerin nach eigenen Worten ein normales Leben führen. Sie hat dort eine Bleibe und trainiert bei ihrem französischen Coach Patrick Mouratoglou.

Ihre Karrierebestmarke steht nun bei 31 Siegen in Serie, weil Scharapowa ihre 13. Niederlage nacheinander gegen Serena nicht verhindern konnte. Nach dem zwölften Ass der teils mit fast 200 Stundenkilometern servierenden Favoritin war nach 1:46 Stunden und dem ersten Matchball Schluss. »Sie hat gemacht, was sie schon immer extrem gut konnte, aber sie macht es auf einem konstanteren Level. Sie ist dazu tagein, tagaus in der Lage«, so Scharapowa. Sie fand ihren Finaleinzug »nicht übel«, fällt in der Weltrangliste aber auf Platz drei hinter Victoria Asarenka zurück. Eine Gefahr für Williams scheint vor Wimbledon von keiner Verfolgerin zu drohen.

Rafael Nadal hat zum achten Mal die French Open gewonnen. Der Titelverteidiger besiegte am Sonntag seinen Landsmann David Ferrer 6:3, 6:2, 6:3. Nie zuvor gewann ein Spieler so oft bei ein und demselben Grand-Slam-Turnier. Insgesamt holte der 27-Jährige seinen zwölften Titel bei einem der vier wichtigsten Tennisturniere.