nd-aktuell.de / 13.06.2013 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 17

Hotspot für Konzernprofit

Vodafone fragt wegen möglicher Übernahme bei Kabel Deutschland an

Kurt Stenger
Vodafone Deutschland kürzt gerade bei den Beschäftigten. Gleichzeitig will der Konzern an anderer Stelle einige Milliarden Euro für einen Unternehmenskauf locker machen.

Es gibt einen neuen Anlauf bei der Übernahme des Kabelnetzbetreibers Kabel Deutschland. Vodafone habe »einen ersten Kontakt für ein mögliches Angebot aufgenommen«, teilte der britische Mobilfunkriese am Mittwoch in London mit. Kabel Deutschland hält den Ball erst mal flach. Das Unternehmen bestätigte den »Erhalt eines vorläufigen Vorschlags« von Vodafone, um dann zu relativieren: »Es besteht zum jetzigen Zeitpunkt weder Gewissheit darüber, ob ein Angebot tatsächlich abgegeben wird, noch was die Bedingungen eines solchen Angebots sein könnten.«

Kabel Deutschland hat es nicht eilig. Die Aktie legte aufgrund der seit Monaten anhaltenden Übernahmegerüchte bereits binnen eines Jahres um über 80 Prozent zu. Allein der Börsenwert liegt damit bei gut sieben Milliarden Euro. Je länger die Spekulationen andauern, umso teurer wird es für einen Käufer. Vodafone hatte bereits im Februar bei Kabel Deutschland zwecks Übernahme angefragt, zog die Offerte aber zurück, als die Medien davon Wind bekamen. Gerüchten zufolge lagen die Preisvorstellungen weit auseinander.

Kabel Deutschland bringt über sein Breitbandnetz vor allem Fernsehdienste ins Wohnzimmer, aber auch Internet und Telefonie. Vor allem der Boom bei internetfähigen Smartphones sorgt für einen gewaltige Bedarf an schnellen Transportwegen für große Datenmengen. Und Kabel Deutschland bietet, basierend auf seinem Glasfasernetz, drahtlose Zugänge zum Internet, sogenannte Hotspots, an.

Längst dreht sich weltweit ein Übernahmekarrussell. So verleibt sich der US-Medienkonzern Liberty Global gerade den weltgrößten Breitbandanbieter, die britische Virgin Media, für gut 23 Milliarden Dollar ein. Liberty wird auch Interesse an Kabel Deutschland nachgesagt. Allerdings gehört dem Konzern bereits die deutsche Nummer zwei, Unitymedia KabelBW. Daher würde es sicher Probleme mit der Wettbewerbsaufsicht geben. Diese beäugt den Sektor wegen der Dominanz der drei Großen - die Mehrzahl der Anbieter beschränkt sich jeweils auf eine Region - sehr genau. Eine weitere Konzentration könnte, so die Befürchtung, steigende Durchleitungsgebühren nach sich ziehen, welche am Ende auf den Kunden abgewälzt würden. Erst im Februar untersagte das Bundeskartellamt Kabel Deutschland die Übernahme von Tele Columbus, dem drittgrößten Kabelnetzbetreiber, der schwerpunktmäßig in Ostdeutschland sowie in Nordrhein-Westfalen und Hessen aktiv ist. Die Behörde befürchtete eine Verstärkung des »derzeitigen Oligopols auf dem deutschlandweiten Gestattungsmarkt« - also bei der Belieferung großer Wohnanlagen mit dem TV-Signal.

Und so ist es auch alles andere als sicher, dass Vodafone eine Übernahme genehmigt bekäme, sollte der Konzern mit Kabel Deutschland einig werden. Zumal Vodafone erst kürzlich eine Kooperation mit der Deutschen Telekom einging, um Breitband-Internet-Leitungen anzumieten.

Der britische Konzern leidet unter milliardenschweren Abschreibungen auf seine Sparten in Spanien und Italien wegen der Euro-Krise. Im profitablen Deutschland hat man gerade die Mobilfunk-Marktführerschaft an die Telekom verloren. Daher könnte das Unternehmen eine Übernahme von Kabel Deutschland gut gebrauchen - auch um selbst bei Festnetz, Breitband-Internet und TV die Marktanteile zu steigern.

Bei den Beschäftigten dürften die Pläne schlecht ankommen, da bei ihnen massiv gekürzt werden soll. Mitte April hatte Vodafone angekündigt, in Deutschland 500 Stellen zu streichen und 1500 Mitarbeiter in eine neue Servicegesellschaft mit niedrigeren Gehältern zu stecken. Dagegen regt sich Protest, weshalb die für diese Woche angekündigte feierliche Eröffnung einer neuen Firmenzentrale in Düsseldorf abgesagt wurde. Ausgeladen wurde dabei auch der Hauptredner: Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler.