nd-aktuell.de / 13.06.2013 / Sport / Seite 19

Zu wenig Geld für Ballspieler

Tischtennis-Präsident Weikert stimmt Fördersystem zu, auch wenn es ihm nicht passt

Der Präsident des Deutschen Tischtennis-Bundes, THOMAS WEIKERT, forderte im September 2012 ein Umdenken in der Spitzensportförderung. Weniger Orientierung an Medaillen, mehr an der Wirkung für den Breitensport. Nun stimmte auch er für ein neues Konzept, das wieder nur Medaillen zählt. Eine Kehrtwende sei das trotzdem nicht, sagt er.

nd: Die Sportverbände verabschiedeten einstimmig ein neues Förderkonzept. Hat Ihnen Ihr Ja Bauchschmerzen bereitet?
Weikert: Nein. Es ging nur um die Verteilung der Projektmittel für das Jahr 2013. Es gibt fünf Gruppen. Tischtennis ist in Gruppe B ziemlich weit oben gelandet. Damit können wir alle Projekte finanzieren. Wir sind subjektiv zufrieden.

Und objektiv ... ?
... kann man damit nicht gut leben. Die Mannschaftssportarten sind vor allem in den Gruppen D und E. Ich bin Vorsitzender der AG der Ballsportverbände, und auf unserer Sitzung war jeder unzufrieden. Wir haben angemahnt, dass ab 2014 die Projektmittel anders verteilt werden müssen, vor allem für Basketball, Volleyball, Handball. Wenn man bei Olympia Medaillen gewinnen will, reicht das Geld bei den Mannschaftssportarten nicht aus.

Warum haben dann alle Verbände zugestimmt?
Der Grund ist ganz banal. Wir müssen in der Mitte des Jahres endlich arbeiten können. Manche Projekte warten schon lange, andere wurden gestartet, ohne zu wissen, ob sie überhaupt finanziert werden. Deshalb bedurfte es dringend einer Verabschiedung. Und da eine andere Verteilung auf die Schnelle nicht möglich war, haben alle zugestimmt.

Wurde dabei also nur über einzelne Fördertöpfe abgestimmt?
Nein, grundsätzlich über die gesamte Projektförderung 2013.

Befürchteten die Mannschaftssportarten, im Fall einer Gegenstimme kein Geld zu bekommen?
Das müssen andere Verbände beantworten. Wir mussten pragmatisch abstimmen, damit das Geld insgesamt fließt. Wenn sich 2014 aber nichts ändert, haben wir im Mannschaftssport ein Problem.

An der Grundförderung, die doppelt so hoch ist, wird erst 2017 gefeilt. Was muss sich da ändern?
Nach den Spielen von London wollten wir eine andere Verteilung der Fördermittel insgesamt erreichen. Die Verbreitung einer Sportart sollte mit bewertet werden, genauso ihre Wirkung für den Breitensport. Verbände mit weniger Mitgliedern sind darüber natürlich nicht froh. Insgesamt ziehen wir im Sport an einem Strang, aber man muss auch seine Meinung artikulieren. Uns war klar, dass wir kurzfristig nichts ändern können. Immerhin gibt es nun Arbeitsgruppen beim DOSB, in denen Ideen besprochen werden. Mal sehen, was da herauskommt.

Sie bezeichneten das aktuelle System als reines Belohnungssystem für gewonnene Olympiamedaillen, der DOSB sagt dagegen, es gehe um zukünftiges Medaillenpotenzial. Wer hat Recht?
In den Mannschaftssportarten gibt es viel weniger Medaillenchancen als in anderen. Wenn der Mannschaftssport als belebendes Element bei Olympia gilt, müssen wir da etwas tun, auch wenn die Basketballer sich viel schwerer qualifizieren, und sie nur zwei sehr geringe Medaillenchancen haben.

Sie hatten errechnet dass jedes Verbandsmitglied im Eisschnelllauf mit 1400 Euro gefördert wird, im Tischtennis nur mit 1,34 Euro. Lutz Buschkow, Sportdirektor des Deutschen Schwimmverbands, will für mehr Förderung die Mitgliedsbeiträge erhöhen. Der DTTB hat etwa 600 000 Mitglieder. Da wäre eine Menge drin?
Unsere Mitglieder zahlen schon ein Drittel unseres Budgets. Ich glaube nicht, dass das noch höher sein kann. Die Förderung sollte auch nicht nur intern aus der Tischtennisgemeinde oder der Basketballgemeinde kommen. Wenn Sport der Gesundheit aller dient, brauche ich Leistungssport, um Vorbilder zu haben. Da erwarte ich von der Gesellschaft auch einen Beitrag.

Fragen: Oliver Händler