Von Freistaat zu Freistaat

René Heilig über Lothar König, für den die Nebenkläger des NSU-Prozesses ihre Stimme erheben

  • René Heilig, München
  • Lesedauer: 2 Min.

Von München bis Dresden – selbst wenn man alle Unwägbarkeiten von Autobahn und Gleisen einbezieht, ist das keine Entfernung. Und doch liegen zwischen den zwei Landeshauptstädten Welten. Jedenfalls dann, wenn man sich zwei Prozesse anschaut, die parallel stattfinden und in denen ein Mann namens Lothar König Gegenstand ist.

Heute fiel der Name beim NSU-Verfahren in München, als ein einstiger Neonazi aussagte, der für das Trio Böhnhardt-Mundlos-Zschäpe die Mordwaffe besorgt hat. Der Angeklagte Carsten Schultze berichtete, dass König – damals Stadtjugendpfarrer in Jena – ein „Gegner“ gewesen sei.

König hat sich zu Zeiten, als die Mehrheit der Jenaer Bürger mit sich selbst beschäftigt war oder lieber weg sah, wenn Neonazis als Thüringer Heimatschutz drohend und prügelnd durch die Straßen zogen, als rassistische und rechtsextremistische Übergriffe alltäglich waren, quer gestellt. Die Junge Gemeinde Jena war - und ist es noch immer - Zufluchtsort für die Schwachen, die Verfolgten, für all jene, die nicht ins bornierte Weltbild der Nazis passen.

Soweit das, was am Dienstag in München über König gesprochen wurde. In Dresden dagegen steht der Pfarrer vor Gericht, weil er – konsequent und aufrecht wie er ist - sich auch in der sächsischen Metropole quer gestellt hat, als Nazis die Straße besetzten, um Macht zu demonstrieren und Angst zu verbreiten.

Gegen diesen Skandal erheben nun auch Nebenkläger und deren Anwälte aus dem Münchner NSU-Prozess ihre Stimme. Sie fordern die Beendigung des Prozesses gegen den Pfarrer, denn, so sagen sie: „Wenn sich mehr Menschen wie Lothar König schon damals den Neonazis in den Weg gestellt hätten, die Morde und Anschläge des NSU hätten verhindert werden können.“ Für die Jenaer Neonaziszene war und ist König ein Gegner, den man bekämpft. Was ist König für die sächsische Justiz? Warum bekämpft sie ihn?

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal