Nicht unter einer Decke

Klaus Joachim Herrmann über Edward Snowdens Flucht

  • Lesedauer: 1 Min.

Bienvenido! Den Willkommensgruß entbieten gleich drei südamerikanische Staaten dem US-Amerikaner Edward Snowden. Sie gewähren dem Mann mit den vielen Geheimnissen Asyl. Dabei haben Bolivien, Venezuela und Nicaragua einiges zu verlieren, wenn sie der Übermacht aus Nordamerika die Stirn bieten. Bolivien war mit der Verweigerung eines Wirtschaftsabkommens und der erzwungenen Landung seines Präsidenten bereits Erpressung und Druck ausgesetzt. Sie alle aber halten das Asylrecht hoch - und zeigen Solidarität und Stolz.

Dabei hat Snowden mit der Aufdeckung hemmungsloser US-Spitzelei vielmehr Europa - insbesondere der Bundesrepublik - einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Jedoch der Deutschen Lohn ist Undank. Dumme Ausreden begleiten ihn und leeres Wort der Regierenden. Zum Beispiel das vom Ende des Kalten Krieges. Der Hinweis darauf ist forsch vorgetragen, soll harsche Kritik darstellen, ist aber völlig untauglich. Der Kalte Krieg tobte zwischen West und Ost, zwischen den Supermächten USA und Sowjetunion. Stellvertretend, gerade diese Kanzlerin sollte sich erinnern, zwischen BRD und DDR - die Mauer war sein Symbol.

Nun also soll ein Alt-Verbündeter den anderen respekt- und grenzenlos ausspähen wie einst den Feind? Das könnte doch auch verheimlichte Amtshilfe sein. Die Dienste stecken unter einer Decke, sagt Snowden. Bisher hat er sich nicht erkennbar geirrt. Dann wäre jeder Stolz sowieso fehl am Platze.

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