nd-aktuell.de / 09.07.2013 / Politik / Seite 2

Geheimdienst-Skandal: Gipfel mit Putin bedroht

USA sollen mit Platzen eines Gipfeltreffens mit Russland drohen / Kreml dementiert

Klaus Herrmann

Die USA sollen laut russischen Quellen mit dem Platzen eines Gipfeltreffens mit Präsident Wladimir Putin in Moskau drohen, wenn sich der auf der Flucht befindliche ehemalige US-Geheimdienstler Edward Snowden zum geplanten Termin Anfang September noch in Russland befinde. Das verbreitete die Moskauer Tageszeitung »Kommersant« unter Hinweis auf Informanten im US-State Department.

Über »diplomatische Kanäle« sei zudem zu verstehen gegeben worden, dass auch ein Besuch Barack Obamas beim anschließenden G20-Gipfel in Petersburg noch offen sei. Ersatzmann wäre dort Vizepräsident Joe Biden.

Der Kreml dementierte ein solches Ultimatum. Dessen Sprecher Dmitri Peskow verwies auf laufende Vorbereitungen des Gipfels. Russland lehnt zudem jede Verantwortung im Fall Snowden ab. »Er ist auf seine eigene Initiative nach Moskau geflogen«, wurde Alexej Puschkow, Chef des Auswärtigen Ausschusses der Staatsduma, von Agenturen zitiert. Es gebe keine Gründe, Snowden an die USA auszuliefern. »Aber natürlich wäre es besser, wenn die Situation bis zu Obamas Besuch in Moskau gelöst wäre.«

In Südamerika wartet Venezuela nach seinem Asylangebot auf die Reaktion des früheren CIA-Mannes. Die meisten Adressaten der Bitte des gejagten Experten hatten nach einem Seitenblick auf die wütenden USA abgelehnt. Neben Venezuela sind aber auch Nicaragua und Bolivien zum Asyl aus humanitären Gründen bereit.

Kubas Präsident Raúl Castro begrüßte diese Asylangebote der lateinamerikanischen Staaten. »Wir unterstützen das souveräne Recht Venezuelas und aller Länder der Region, den wegen ihrer Ideale oder des Kampfes für demokratische Rechte Verfolgten Asyl zu gewähren«, sagte Castro vor der Volksversammlung in Havanna.

Immer mehr Geheimnisse der eigentlich für deren Ausforschung zuständigen Dienste werden zu deren Entsetzen aufgedeckt. Das Schicksal des Mannes, der die Aufregung verursacht, bleibt aber weiterhin ungewiss. Die letzte bekannte Anschrift Snowdens lautet Flughafen Scheremetjewo, Transit, Moskau, Russland. Niemand bekannte bislang aber, ihn dort auch gesehen zu haben.⋌ K.J. Herrmann