nd-aktuell.de / 10.07.2013 / Ratgeber / Seite 27

SEPA - nicht nur Buchhalter schwitzen

Umstellung auf einheitlichen europäischen Zahlungsverkehr

Hermannus Pfeiffer
Die deutschen Zeitungs- und Zeitschriftenverleger bangen um ihre rund 80 Millionen Abonnements: Zwei Drittel werden über Lastschriftverfahren abgewickelt, etwa die Hälfte online oder telefonisch akquiriert. Ein großer Verlag wollte nun genau wissen, was »SEPA« in praxi wirklich bringt.

Im Abo-Telefonvertrieb stieg die Abbruchquote um 30 Prozent. Der Grund: Call-Center-Beschäftigte hatten Kunden nach erfolgreichem Verkaufsgespräch aufgefordert, dem Verlag per Post noch eine eigenhändig unterschriebene Einzugsermächtigung zuzuschicken. »Auf Rechnungszahlung umzustellen wäre für uns auch keine Alternative«, wird der Vertriebsmann eines großen Verlagshauses zitiert. »Wer jeden Monat eine Abrechnung bekommt und deswegen eine Überweisung schreiben muss, kündigt im Schnitt schneller als derjenige, von dessen Konto die Abo-Kosten bequem abgebucht werden.«

SEPA ist bald überall

Betroffen sind aber nicht allein Verlage. Längst steht die deutsche Wirtschaft unter Zeitdruck. So forderte die Commerzbank in Mecklenburg-Vorpommern die Unternehmen auf, sich endlich auf die Einführung des einheitlichen europäischen bargeldlosen Zahlungsverkehrs SEPA einzustellen. Noch seien rund drei Viertel aller Unternehmen unvorbereitet. Betroffen sind aber auch Sportvereine, Freiwillige Feuerwehren - und letztlich jeder Bankkunde.

Bis Februar 2014 soll in Europa ein einheitlicher Zahlungsraum entstehen. Doch die neuen SEPA-Standards für Bankeinzüge bringen Buchhalterinnen, Freiberufler und Vereinsvorstände schon heute ins Schwitzen.

SEPA steht für »Single Euro Payments Area«, einheitlicher Euro-Zahlungsraum. Ziel ist die Vereinheitlichung der Banküberweisungen: Jede Bank/Sparkasse erhält eine einheitliche internationale Bankleitzahl BIC - jeder Kontoinhaber statt der achtstelligen Kontonummer eine internationale IBAN (International Bank Account Number). In Deutschland hat diese »nur« 22 Stellen. In anderen Ländern wird der IBAN bis zu 34 Zeichen umfassen.

Der Zahlen-Dschungel lichtet sich schnell, schaut man genauer hin: Einer Kennung für Deutschland »DE« und einer zweistelligen Prüfzahl folgen die vertraute deutsche Bankleitzahl und die derzeitige Kontonummer.

Die Umstellung des bisherigen bargeldlosen Zahlungsverkehrs auf SEPA ist nach der Einführung des Euro laut »Wirtschaftswoche« »das größte finanztechnische Projekt Europas«. Gewissermaßen Euro 2.0! Unternehmen und auch Verbraucher können zukünftig ihren gesamten Euro-Zahlungsverkehr über ein einziges Konto bei einer beliebigen Bank in ganz Europa abwickeln. Das klingt praktisch.

Ungleiche Chancenverteilung

Die Bundesbank sieht durch SEPA »diverse Kostensenkungspotenziale« für alle Unternehmen: Konzentration der Zahlungsverkehrsabwicklung, Straffung von Bankverbindungen und Vereinfachung des Liquiditätsmanagements. Profitieren davon können vor allem größere Firmen. Dagegen ist nur jedes zehnte Klein- und Mittelständische Unternehmen (KMU) im Export tätig. Experten kritisieren daher das Missverhältnis von Kosten und Nutzen: Die Chancen durch SEPA seien ungleich in der Wirtschaft verteilt.

Aber auch viele Verbraucher dürften mehr Arbeit als Nutzen aus SEPA ziehen: Von den rund 17,8 Milliarden Überweisungen und Lastschriften, die in hierzulande 2011 anfielen, waren laut Bundesbank gerade mal 609 Millionen grenzüberschreitend - magere 3,4 Prozent.

Grundsätzlich bringt SEPA große Umstellungen mit sich: Die Verantwortlichen müssen ihre Software fit machen; von jedem Kunden oder Mitglied braucht man möglicherweise eine neue Einzugsermächtigung. Dazu bedarf es einer »Gläubiger-Identifikation«. Die müssen sich Firmen und Vereine bei der Bundesbank besorgen, die dafür eine eigene Abteilung gebildet hat. Die Gläubiger-ID wird dann Banken, Kunden und Mitgliedern mitgeteilt. Zudem ist eine Referenznummer für den Zahlungsverkehr nötig. Die Einzugsermächtigung für die Zahlung der Mitgliedsbeiträge muss einen bestimmten Wortlaut haben, und Zeitungen müssen jedem Abonnenten den Zeitraum mitteilen, in dem der Abo-Preis abgebucht wird. Zudem werden viele Vereine ihre Satzungen ändern müssen. Es fehlt darin die Verpflichtung für Mitglieder, am Bankeinzugsverfahren teilnehmen.

Firmen bietet die Bundesbank ihre Hilfe an. Auf bundesbank.de finden sich viele Hinweise. Klein- und mittlere Unternehmen sowie Selbstständige sollten auf die Internetangebote ihrer Handwerkskammern, Handelskammern und Verbände achten. Auch Vereinsvorstände finden im Net Mustertexte und Servicetipps. So erklärt der Hamburger Sportbund, wie man für wenige Euro Daten elektronisch umwandelt.

Und die Normalverbraucher?

Sie werden im Regelfall von ihrer Bank oder Sparkasse informiert. Eventuell müssen neue Überweisungsträger ausgefüllt, Daueraufträge geändert oder der Briefbogen umgeschrieben werden. Für Private gilt eine Übergangsfrist bis 1. Februar 2016. Solange können sie im Online-Banking, an SB-Terminals und in der Filiale Zahlungen mit nationaler Kontonummer und BLZ veranlassen.


Wo gibt›s Hilfe?

Flyer und Broschüren kann man beim Bundesverband deutscher Banken (bankenverband.de) bestellen oder aus dem Net herunterladen. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband bietet einen »IBAN-Rechner«, um die alte Kontonummer in die neue SEPA-Nummer umzurechnen. Der Verband der Volks- und Raiffeisenbanken verweist an seine Banken vor Ort.