Scheinbar sicher

17 Bekleidungsfirmen aus den USA und Kanada kündigen ein eigenes Brandschutzabkommen für Fabriken in Bangladesch an

  • Jörg Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

17 Bekleidungsfirmen aus den USA und Kanada, darunter Branchenriesen wie Walmart oder GAP, wollen dem am Montag in Kraft getretenen Abkommen zu Brandschutz und Gebäudesicherheit in Bangladesch nicht beitreten. Sie haben nun ein eigenes Programm angekündigt.

Wie das von lokalen und internationalen Gewerkschaften initiierte Abkommen, dem derzeit 72 Unternehmen aus 15 Staaten angehören, setzen Walmart und Co. auf die die Inspektion von Fabriken, um eklatante Mängel zu erkennen und zu beseitigen - als Selbstverpflichtung. Die Kampagne für Saubere Kleidung kritisiert und zählt auf: Beteiligung der Beschäftigten? Nichts da! Irgendwelche verpflichtenden Regelungen zur Sanierung von maroden Fabriken und damit potenziell lebensgefährlichen Arbeitsplätzen? Nada! Geben die Firmen Geld für die Sanierung von Fabriken aus? Naja. Sie stellen freiwillig Gelder zur Fabriksanierung zur Verfügung, die verliehen werden. Die Inspektionen stehen unter der Kontrolle der beteiligten Firmen. Das ist seit Jahren gängige Praxis und hat nicht zuletzt mit zu tausenden Toten in den Bekleidungsfabriken Bangladeschs geführt.

Das gewerkschaftliche Abkommen ist bindend, seine Regelungen einklagbar. Die Arbeiterinnen und Arbeiter haben beispielsweise das Recht, die Arbeit in einer baufälligen Fabrik zu verweigern - und bekommen ihren Lohn weitergezahlt. Eine Selbstverständlichkeit? Ja, hier schon, aber auch das wurde vor langer Zeit hart erkämpft. Was unternehmerische Selbstverpflichtungen bringen, ist bekannt. Gar nichts.

Ohne die Einbindung der Beschäftigten hat niemand ein Interesse daran, dass Verbesserungen auch durchgesetzt werden. Warum auch? Die Firmen machen seit Jahrzehnten Profit auf Kosten der Arbeiterinnen und Arbeiter. Und wenn ein paar Hundert draufgehen, werden eben die nächsten in einer Schrottfabrik zusammengepfercht, um die modischen Fummel für die westliche Welt zu nähen.

Was hilft? Arbeitsschutzgesetze in Bangladesch, die auch eingehalten werden und die Aufklärung einer kritischen Öffentlichkeit. Wenn die Firmen merken, dass die Kunden wegbleiben, dass es mehr kostet, an Sicherheit für die Beschäftigten zu sparen, werden sie sich irgendwann bewegen.

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