nd-aktuell.de / 17.07.2013 / Politik / Seite 4

Skrupellos

Miguel Ángel Treviño Morales - Der Drogenboss wurde in Mexiko festgenommen

Martin Ling

»Lieber tot als lebendig« wollte er ergriffen werden. Doch der Wunsch ging für einen der berüchtigtsten Drogenbosse Mexikos nicht in Erfüllung: Miguel Ángel Treviño Morales alias Z-40, seit Oktober 2012 Chef des Drogenkartells »Los Zetas«. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Heriberto Lazcano in jenem Oktober überlebte er den Zugriff der mexikanischen Sicherheitskräfte. Die Ironie der Geschichte: Treviño galt im Gegensatz zu Lazcano als extrem auf seine Sicherheit bedacht. Ob er seinen neugeborenen Sohn nicht erschrecken wollte und deshalb nur mit einem Buchhalter und einem Bodyguard unterwegs war, ist unklar. Als gesichert gilt, dass er auf dem Rückweg von diesem Familienbesuch in den frühen Morgenstunden des vergangenen Montags ganz ohne Schusswechsel ins Netz mexikanischer Marinesoldaten ging. Ein dicker, wenn nicht der dickste Fisch, der im milliardenschweren und extrem brutalen mexikanischen Drogenbusiness unterwegs ist oder war.

Gefangen wurde Treviño in der Nähe der Stadt Nuevo Laredo im nördlichen Bundesstaat Tamaulipas. In Nuevo Laredo an der Grenze zu Texas wurde Treviño am 18. November 1970, anderen Quellen zufolge 1972, geboren. Wichtiger als der Jahrgang sind ohnehin die Umstände, in die er hineingeboren wurde: als eines von mehr als einem Dutzend Kinder einer armen Familie. Dass rund die Hälfte davon inzwischen ihr Auskommen im Drogenhandel suchen soll, ist keine Rarität in dieser Gegend.

Treviño hat im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen bei den »Zetas« keine militärische Vergangenheit. 1999 von einer Gruppe desertierter Elitesoldaten gegründet, arbeiteten die »Zetas« zuerst fürs Golfkartell, um sich später selbstständig zu machen. Die Marktanteile wurden mit allen Mitteln erkämpft und dabei erarbeitete sich Treviño mit sadistischen Methoden der Opferbehandlung einen besonders grausamen Ruf. Im Haftbefehl wird er unter anderem für die Ermordung von 265 Migranten verantwortlich gemacht. Seinen Sohn wird er nun wohl kaum aufwachsen sehen.

Martin Ling