nd-aktuell.de / 17.07.2013 / Brandenburg / Seite 12

Junge Landwirtschaft gegen Treuhandnachfolgerin

Hof aus Bienenwerder wehrt sich auch in Berlin gegen Landverkaufspolitik

Ralf Hutter

»Das ist ein klassisches Beispiel für die fatale Bodenvergabepraxis in Brandenburg«, sagt Johannes Erz, Jungbauer und Sprecher des Bündnisses Junge Landwirtschaft. In Bienenwerder bei Müncheberg (Landkreis Märkisch-Oderland) wird aktuell eine Wald- und Wiesenfläche durch die bundeseigene Bodenverwertungs- und Verwaltungs-GmbH (BVVG) zum Verkauf angeboten. Zwar beinhaltet die Ausschreibung auch ökologische und soziale Kriterien. Doch Erz und die Gemeinschaft des an die Fläche angrenzenden Hofs genügt das nicht. Sie kritisieren die lange Vorgeschichte der generellen Verkaufspolitik der BVVG. Die habe dazu geführt, dass auch diese Fläche nun einen stark überteuerten Preis erzielen soll.

Das im November 2012 gegründete und eher in Ostdeutschland verankerte Bündnis rückt nun gemeinsam mit der Hofgemeinschaft von Bienenwerder der BVVG auf die Pelle. Am heutigen Mittwoch planen sie um 14 Uhr eine Kundgebung vor der BVVG-Geschäftsstelle in der Schönhauser Allee 120 in Berlin - mit »öffentlichem Geldverschleudern«.

Der Bauernhof Bienenwerder könne die nun ausgeschriebenen Grünflächen gut gebrauchen, sagt Julia Bar-Tal, Mitgesellschafterin des Betriebes. Die Nachfrage nach seinen Produkten übersteige seit langem das Angebot. Eine Expansion des Hofs, auf dem 14 Erwachsene lebten, sei also fällig - aber auch unverhältnismäßig teuer. »Bei Verkäufen zum Höchstgebot machen wohl eher Investoren das Rennen«, fürchtet die Landwirtin. Dem hält sie entgegen: »Wir sind junge Leute und unser Betrieb ist ein Beispiel dafür, wie der Abwanderung aus dem ländlichen Raum begegnet werden kann, wie Landwirtschaft wieder attraktiv wird und wie das Bedürfnis nach regionalen und nachhaltig erzeugten Lebensmitteln erfüllt werden kann.« Mit mehr als 100 verschiedenen Gemüse-, Obst-, Kräuter- und Blumenkulturen, dem Einsatz von Arbeitspferden und einer Milchziegenherde stehe der Biohof für Artenvielfalt auf dem Acker und kleinbäuerliche Landwirtschaft. »Aber kleine Betriebe wie wir verlieren Fläche beziehungsweise können sie nicht erwerben und sind in ihrer Existenz bedroht«, moniert Bar-Tal.

Der Aufschrei von Bienenwerder und das Bündnis Junge Landwirtschaft sind Reaktionen auf die Bodenverkaufspolitik der BVVG. Die Treuhandnachfolgerin privatisiert seit über 20 Jahren staatlichen Besitz. Dabei richtet sie sich nicht danach, wer nachhaltig wirtschaftet oder möglichst viel der Region dient - das höchste Gebot entscheidet. Verschärft werde das noch durch die Verkaufsmethode, sagen Bündnis und Hofgemeinschaft: Gebote müssten verdeckt abgegeben werden, so dass alle Interessierten ans Maximum gehen, was die Preise treibt.

»Diese Preise sind vollkommen entkoppelt von dem, was sich nachhaltig auf Brandenburger Flächen erwirtschaften ließe«, kritisiert Julia Bar-Tal. So werde Großgrundbesitz gefördert und ein hohes Preisniveau für ganze Gegenden geschaffen. Die Hofgemeinschaft hat ihr Gelände auch erst vor einigen Jahren gekauft, nachdem es lange gepachtet gewesen war, berichtet die Landwirtin. »Wir haben dafür unter Druck einen hohen Preis bezahlt.«

Bar-Tals Hof hat sich ihr zufolge bereits mit der BVVG angelegt, und mittlerweile gebe es weitere kleine Höfe, die zusammen mit dem Bündnis Junge Landwirtschaft politischen Druck aufbauen. »Was passieren kann, wenn Flächen an irgendwen gehen, können wir an den zuletzt verkauften Waldflächen neben unserem Hof sehen. Die sollen jetzt nach dem intensiven Einsatz von Holzerntemaschinen mit einem glyphosathaltigen Totalherbizid behandelt werden«, empört sich Bar-Tal. Um die Schädlichkeit von Glyphosat für Mensch und Tier tobt eine globale Debatte.