Frisch renoviert

Das Montreux Jazz Festival gedenkt seines verstorbenen Gründers

  • Christoph Nitz
  • Lesedauer: 3 Min.

Deutlich renoviert präsentiert sich in diesem Jahr das Montreux Jazz Festival. Auf großen Tafeln wird durchdekliniert, was geliebt wird: Von Garage über Elektro und Hip-Hop bis hin zu Metal fehlt wohl kaum eine Musikrichtung. Drei Hallen statt wie bisher nur zwei sollen das Programm klarer und strukturierter machen. Im Auditorium Stravinski finden die großen Namen ihren Platz - 80 Prozent der Buchungen hier sollen noch vom im Januar verstorbenen Festivalgründer Claude Nobs selbst stammen. Im Montreux Jazz Lab werden die modernen Acts spielen und der neu eingerichtete Montreux Jazz Club möchte im intimen Rahmen von 350 Plätzen vor allem Jazz-Leckerbissen servieren. Das Programm wurde mit einem »Merci Claude« versehen und viele Künstler danken auf ihre Weise. ZZ Top etwa haben mit dem Hammond-Organisten Mike Flanigan eine »funky and jazzy« Hommage für ihren Freund Nobs gestaltet.

Besonders die Auftritte von Prince stehen im Mittelpunkt des Interesses. »He›s back« wird überall plakatiert und es werden für drei Nächte drei Shows versprochen. Bei seinem ersten Auftritt zeigte sich der Meister geizig, zumindest was den Einsatz von Hits anging. Der Sänger griff bei anderen zu und interpretierte »Ain’t Nobody« von Chaka Khan oder »I never loved a Man (The way I love you)« von Aretha Franklin. Dennoch schaffte er es, die mehr als 4000 Besucher zu verzaubern und zum Tanzen zu animieren. Prince hatte seine aktuelle Band um den Bassisten Andrew Gouche erweitert, doch vor allem seine elfköpfige Bläsersektion brachte die Party zum Kochen. Auch am zweiten Abend zeigte sich das Multitalent als »Partyman« - für viele überraschend tritt er an beiden Abenden nur als Sänger und Ensembleleiter in Erscheinung. Nicht einmal bei »Purple Rain« griff er zur Gitarre und häufig überließ er den Gesang seinen Sängerinnen. Mit der dritten Show versöhnte Prince die meisten und rockte das ehrwürdige Auditorium Stravinski. Gerüchte, er habe Arthritis oder andere Gebrechen widerlegte er mit einer famosen Performance an der Gitarre. Er gab einen Abend lang den Hendrix - und ein paar seiner größten Erfolge packte er dann doch noch aus. Viele Fans reisten für alle drei Konzerte an, die seit Februar ausverkauft waren.

Besonders bejubelt wurde das neue Wunderkind »Woodkid«, der die eigentliche Hauptattraktion, die »Editors«, mit Fritz-Lang-Ästhetik und Orchesterwucht sprichwörtlich an die Wand spielte. Punkten beim Publikum konnten ebenfalls Jake Bugg, »Of Monsters and Men«, James Morrison und James Blake - der nicht ohne Grund als Erneuerer gefeiert wird. Neben den teilweise mit happigen Preisen ausgezeichneten Hauptkonzerten gibt es genügend Möglichkeiten, hervorragende Musik ohne Eintritt zu genießen.

Bis 21. Juli lassen sich noch Sting, Kraftwerk, Deep Purple, Joe Cocker und The Hives sehen. Der neue Leiter, Mathieu Jaton, hat das Budget von 17 Millionen auf 20 Millionen Euro gesteigert - davon sollen 41 Prozent durch Kartenverkäufe erzielt werden. Die vielen »Sold Out«-Schilder scheinen zu beweisen, dass in diesem Jahr die Rechnung aufgeht.

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