Sowjetischer Schlawiner

Zum 80. Geburtstag des Dichters Jewgeni Jewtuschenko

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Es gab eine Zeit, da las man sowjetische Dichter nicht nur, es gehörte zum Erlebnis, sie zu hören, in großen Sälen, in Stadien gar. Es konnte schon vorkommen, dass man aus Moskau kam und sagte, ja, natürlich sei man bei Lenin, im GUM, in der Tretjakow-Galerie gewesen, aber vor allem: Man habe Jewtuschenko gehört. Den rotfahnigen Feuerfuchs - und doch stets auch Umflorten vom Abendlandschein mild-grotesker Ironie. Alles mit der eleganten linken Hand und dem rechten moderaten Ingrimm über die Rampe des jeweiligen Auftrittsortes gekellnert. »Sandkörnchen wären wir? Aber solche,/ mit denen man Kanonenrohre knackt!«

Ein wunderbares, aus der Welt verschwundenes Erlebnis: einen Dichter als Propheten und Botschafter zu erfahren. Und Russisch plötzlich: der grandiose Laut einer verkünderischen Ursprache. Das große tönende Wort bildete in dieser Poesie noch ganz selbstverständlich einen hell-hellsten Bedeutungshof, und lesend, hörend fi...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.