Junipogrom

Leseprobe

  • Lesedauer: 2 Min.

Im Archiv des Centrum Judaicum befinden sich zwei Konvolute von Fotos, die während des Pogroms im Juni 1938 in Berlin geschossen worden sind. Dieser Pogrom war lange vergessen - weil die nachfolgenden Ereignisse die Erinnerungen der Zeitgenossen geprägt haben. Die Fotografien sind in ihrer Geschlossenheit ein sehr beredtes Zeugnis dafür, dass die Erinnerung trügerisch sein kann ... Gleichzeitig bringen die beiden Fotoserien bemerkenswerte Details ans Licht. So ist beispielsweise zu erkennen, dass einige Geschäfte von mehreren Tätern nacheinander völlig beschmiert worden waren und die Täter Leitern mitgeführt hatten. Letzteres weist darauf hin, dass sie eine Strafverfolgung nicht zu fürchten brauchten. Dies erlaubt den Rückschluss, dass die Täter wussten, dass die Polizei - wie so oft - wegschauen würde. Der Pogrom war also staatlich sanktioniert. Bei mindestens zwei der abgebildeten Unternehmen waren überdies die Schaufensterscheiben eingeschlagen worden. Hier deutet sich an, was schriftliche Quellen erhärten: Die Gewalt hatte bereits im Juni 1938 ein für die potenziellen Opfer äußerst bedrohliches Maß angenommen.

Wer die betroffenen Gewerbetreibenden im Einzelnen waren, konnte auf der Grundlage von Vorrecherchen des Centrum Judaicum und mit Hilfe der Datenbank jüdischer Gewerbebetriebe in Berlin weitgehend geklärt werden.

Aus dem von Christoph Kreutzmüller, Hermann Simon und Elisabeth Weber herausgegebenen Fotoband »Ein Pogrom im Juni. Fotos antisemitischer Schmierereien in Berlin 1938« (Hentrich & Hentrich, 68 S., br., 14,90 €).

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal