ANC will weiter mit Mandela punkten

Die Wahlkampfstrategie für 2014 soll den jungen Südafrikanern die Überwindung der Apartheid vor 20 Jahren vermitteln

  • Armin Osmanovic, Johannesburg
  • Lesedauer: 3 Min.
Nelson Mandela ist der unumstrittene Nationalheld Südafrikas. Auch für den regierenden Afrikanischen Nationalkongress (ANC) hat Madiba nach wie vor höchste Bedeutung.

Mandela, der während der Apartheid 27 Jahre im Gefängnis saß, bevor er im Jahr 1990 frei kam und vier Jahre später Südafrikas erster frei gewählter Präsident wurde, ist für den regierenden ANC nach wie vor enorm wichtig. Er ist die Vaterfigur des Landes, auch wenn er seit den Abschlussfeierlichkeiten der Fußballweltmeisterschaft 2010 nicht mehr öffentlich aufgetreten ist.

Nächstes Jahr ist Wahljahr in Südafrika und der ANC fürchtet Stimmenverluste, denn viele Südafrikaner sind vom ANC enttäuscht. Die Arbeitslosigkeit ist weiterhin hoch und viele schwarze Südafrikaner leben weiter in Armut. Mit Südafrikas letztem Helden, Nelson Mandela, den Junge und Alte, Weiße und Schwarze gleichermaßen verehren, will der ANC punkten und die Wahlen wieder gewinnen.

Staats- und Parteichef Jacob Zuma, Vollblutpolitiker mit Gespür für Volkes Stimme, lässt keine Gelegenheit aus, um die Aufmerksamkeit der Medien wegen Mandelas Gesundheitszustand für sich und seine Partei zu nutzen. Mehrmals wöchentlich gibt Zuma offiziell Auskunft über den Gesundheitszustand Mandelas und ruft zudem die Bevölkerung auf, für Madiba, so sein Klan-Name, oder Tata, was Vater in isiXhosa bedeutet, zu beten.

Zumas Wahlkampfstrategie ist klar. Der ANC mit ihm an der Spitze ist der Garant dafür, dass das Erbe Mandelas fortbesteht. Winnie Mandela, Nelson Mandelas zweite Frau, von der er sich in den 90er Jahren getrennt hatte, geht die Vereinnahmung ihres Exgatten durch Zuma und den ANC zu weit. Ende Juni kritisierte sie scharf einen Krankenbesuch Zumas und anderer ANC-Vertreter im April des Jahres. Die Fernsehbilder zeigten einen von der Krankheit schwer gezeichneten Mandela im Kreis der ANC-Vertreter. Winnie Mandela bezeichnete dieses Schauspiel als unwürdig.

Hinter den Kulissen des regierenden ANC herrscht keineswegs Eintracht. Zwar hat Zuma im Dezember vergangenen Jahres die Wiederwahl zum ANC-Präsidenten klar gewonnen, doch seitdem ist der Unmut gegen Zuma weiter gewachsen. Vor allem die anhaltende soziale Misere, aber auch die Skandale, wie der teure Um- und Neubau seiner Residenz im Heimatort Nkandla durch Steuermittel, werden ihm von seinen linken Kritikern, allen voran den Gewerkschaften, vorgehalten.

Ein Held an seiner Seite kommt dem Präsidenten unter Druck da gerade recht. Nicht nur, dass seit der Einweisung Mandelas in das Krankenhaus vor mehr als fünf Wochen die eigenen Skandale von den Titelseiten der Zeitungen verschwunden sind. Endlich bieten sich mit Mandelas Hilfe wieder Gelegenheiten, dem Wahlvolk die große Errungenschaft des ANC, die Befreiung von der Apartheid vor Augen zu halten - ein Ereignis, das sich im kommenden Jahr zum 20. Mal jährt.

Vielen jungen Wählern, die bei der Wahl im nächsten Jahr ausschlaggebend sein könnten, ist diese historische Leistung des ANC allerdings längst nicht mehr bekannt. Dass dem so ist, weiß auch die stärkste Oppositionskraft im Land, die Demokratische Allianz, die sich selbst als große Antiapartheidpartei darzustellen versucht.

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