Gaswolke wird zerrissen

Schwarzes Loch im Zentrum der Milchstraße

  • Lesedauer: 2 Min.

Garching (dpa/AFP/nd). Das riesige Schwarze Loch im Zentrum unserer Galaxie bietet derzeit ein besonderes Schauspiel: Es zieht eine Gaswolke so sehr in die Länge, dass sie bald zerreißt. »Man kann genau sehen, wie die Wolke regelrecht zu einer Spaghetti-Nudel wird«, sagte der Leiter des Beobachtungsteams, Stefan Gillessen vom Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik in Garching bei München.

Schwarze Löcher können aus großen kollabierten Sternen hervorgehen. Sie haben eine so große Anziehungskraft, dass weder Material noch Licht aus ihnen entweichen können. Mit ihrem minimalen Abstand von 25 Milliarden Kilometern schaffe es die Wolke gerade so, nicht direkt in das Schwarze Loch hineinzufallen, erläuterte Gillessen. Sie ziehe daran vorüber, werde aber aufgrund der starken Anziehungskräfte extrem gestreckt. Die Wolke habe nur die dreifache Masse der Erde. Das Schwarze Loch schätzen Astronomen dagegen auf mehrere Millionen Sonnenmassen. Forscher sprechen daher von einem supermassereichen Schwarzen Loch - im Gegensatz zu den viel kleineren Schwarzen Löchern, die bei Supernova-Explosionen massereicher Sterne entstehen.

»Die Wolke ist mittlerweile so stark auseinandergezogen, dass ihr vorderer Teil den Punkt der größten Annäherung an das Schwarze Loch passiert hat und sich bereits wieder mit mehr als 10 Millionen Kilometern pro Stunde davon entfernt, während der hintere Teil der Wolke weiterhin auf das Schwarze Loch zu fällt«, erläuterte die Europäische Südsternwarte (ESO) in Garching. Die Prognose des Forscherteams: Die Wolke wird im Lauf des nächsten Jahres komplett zerfetzt.

Die Gaswolke wurde bereits 2011 vom »Very Large Teleskop« der ESO erspäht. Die Astronomen beobachten seitdem, wie sie sich dem Schwarzen Loch im Zentrum der Milchstraße mit zunehmender Geschwindigkeit näherte und schließlich von ihm auseinandergezogen wurde. »Das ionisierte Gas an der Spitze der Wolke ist nun über eine Strecke von mehr als 150 Lichtstunden, etwa 160 Milliarden Kilometer, verteilt«, sagte Gillessen. Die Zwischenergebnisse sollen in der Zeitschrift »The Astrophysical Journal« erscheinen.

Woher die Wolke kam, wissen die Astronomen nicht - möglicherweise besteht sie aus abgestoßenen Teilchen von Sternen, die das Schwarze Loch recht nahe umkreisen. In jedem Fall möchten die Forscher mit weiteren Beobachtungen dieses Zusammentreffens im All Näheres über die Geheimnisse der Schwarzen Löcher erfahren.

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