Grebenhain und der Milliardär

Detroit pleite

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Stadt Detroit in den USA ist pleite. Umgerechnet 13,7 Milliarden Euro lasten auf dem städtischen Haushalt. Das ist viel für eine Stadt mit 700 000 Einwohnern. Und ein Warnzeichen auch für Deutschland? Aber nein, versichert der deutsche Städtetag. Hiesige Kommunen könnten nicht pleite gehen. Das sei gesetzlich ausgeschlossen, weil im Insolvenzfall die Bundesländer den klammen Städten und Gemeinden zur Seite springen müssen.

Die Gemeinde Grebenhain im idyllischen Vogelsberg in Hessen hat diese Probleme nicht - nicht mehr bzw. vorübergehend nicht mehr. In dem 5000-Seelen-Ort wohnt der Milliardär Lutz Helmig. Weil er nach eigener Aussage ein großes Herz und nach Abzug von Steuern noch viel Geld übrig hat, bot er der Gemeindeverwaltung an, die 2,1 Millionen Euro Schulden der Kommune zu begleichen. Einfach so, ohne Hintergedanken, wie er und der Bürgermeister versichern. Der Gemeinderat hat am Dienstagabend die Spende angenommen.

Doch es gibt auch in dieser Geschichte einen kleinen Haken. Die Gemeinde darf, so die Bedingung des Spenders, in den kommenden drei Jahren keine neue Schulden machen. »Das wird nicht leicht«, prophezeit Grebenhains Bürgermeister Manfred Dickert (parteilos).

Es darf den Grebenhainern in den kommenden drei Jahren also nichts dazwischen kommen. Sollte etwa dem Land Hessen in einem Anflug von Wahnwitz einfallen, in den Ausbau der Gesamtschule im Ort zu investieren, unter der Maßgabe, dass die Kommune selbst finanzielle Eigenmittel aufbringt, könnte das Versprechen, einen ausgeglichenen Gemeindehaushalt zu präsentieren u.U. nicht mehr haltbar sein. Nicht auszudenken, wenn die Gemeindevertreter auf die tollkühne Idee kommen sollten, Geld für eine Gemeindebibliothek oder ein Kulturzentrum ausgeben zu wollen. Damit müssen sie jetzt drei Jahre lang warten.

Nein, einen Hintergedanken hat die Spende des Milliardärs Helmig wirklich nicht, nicht einmal ein Gedanke steckt darin.

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