Immobilienfonds in Schieflage

Deutsche Bank stellt Entschädigung für geprellte Anleger in Aussicht

Wegen ihres Immobilienfonds-Desasters übt sich die Deutsche Bank jetzt in Schadensbegrenzung. Doch selbst die Politik ist bereits auf den Plan gerufen.

Heftige Kritik prasselte in den letzten Tagen auf die Deutsche Bank wegen der zeitweiligen Schließung eines Immobilienfonds nieder, Anleger drohten mit Schadensersatzklagen und der Prüfung von Prospekthaftungsansprüchen. Zudem erlitt die Aktie über mehrere Tage schwere Kursverluste. Jetzt stellt der Bankenprimus Ausgleichleistungen in Aussicht. Neuanlegern, die in den letzten zwei Jahren in den Fonds »grundbesitz-invest« investiert haben, wolle man »schnell und unbürokratisch« helfen, ließ Vorstandschef Josef Ackermann am Donnerstag wissen. Sie würden einen »fairen« Wertausgleich nach einer Neubewertung des Fonds der Immobilientochter DB Real Estate erhalten. Konkrete Maßnahmen seien frühestens Anfang Februar möglich. Ackermann versucht mit seinen Äußerungen, den entstandenen Imageschaden seines Geldinstitutes in Grenzen zu halten. Zuvor hatte es scharfe Kritik an dem in der bundesdeutschen Bankengeschichte einmaligen Vorgang gegeben. Die Deutsche Bank hatte den offenen Immobilienfonds am Dienstag schließen lassen, um eine Welle von Verkaufsorders abrupt zu stoppen. Allein zu Wochenbeginn hatten verunsicherte Kunden Anteile für 450 Millionen Euro verkauft und damit den Fonds, der wie die gesamte Branche unter Problemen mit hohen Leerständen und rückläufigen Mieteinnahmen hat, in eine bedenkliche Schieflage gebracht. Die Möglichkeit von Stützungskäufen durch das Mutterhaus, wie in früheren Fällen durch andere Institute wie Allianz, Deka und HypoVereinsbank, schlug die Chefetage der Deutsche Bank aus. Vom Einfrieren der Gelder in Höhe von ca. 5,5 Milliarden Euro ist auch eine Vielzahl von Kleinanlegern betroffen, denen zuvor eine Anlage in den Fonds zum Zweck der Altersvorsorge empfohlen worden war. Sie kommen an ihr Geld erst nach der angekündigten Neubewertung heran, die Verluste nach sich ziehen dürfte. Experten rechnen mit einem schweren Imageschaden für die gesamte Branche. Die Folge könnten panikartige Verkäufe bei anderen Fonds sein, die sich zu einem Flächenbrand ausweiten. Pessimisten sehen bereits den gesamten Finanzplatz in Gefahr. Fondsexperten werfen der Deutschen Bank sogar vor, ihren Immobilienfonds gezielt in eine bedenkliche Schieflage gebracht zu haben. Seine Schließung sei lediglich ein Vorwand, um Immobilien aus dem Fonds verkaufen zu können oder um sich mittelfristig sogar gänzlich aus dem Geschäftsfeld zu verabschieden. Angesichts des heftigen Gegenwindes und drohender Massenklagen versucht sich die Chefetage der Deutschen Bank jetzt in Schadensbegrenzung. Fondsexperten rechnen mit Entschädigungen in Höhe von 20 bis 50 Millionen Euro, von denen institutionelle und längerfristige Anleger jedoch ausgeschlossen sind. Den bereits angerichteten Flurschaden für die Investmentbranche vermag Ackermanns Einlenken nicht mehr auszugleichen. Um derartige Vorgänge zukünftig einzudämmen, will nunmehr sogar die Politik aktiv werden. So kündigte der SPD-Fraktionsvize im Bundestag, Joachim Poß, für die kommende Woche Gespräche an, um möglichen Handlungsbedarf für den Gesetzgeber sowie bessere Kontrollmöglichkeiten der s...

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