nd-aktuell.de / 23.07.2013 / Kultur / Seite 1

Ein-Klick-Zensur: Großbritannien führt Pornofilter ein

Cameron will »kranke« Menschen von illegalen Inhalten fernhalten

Fabian Köhler
Es klingt wie ein anständiges Vorhaben: Vor einer Kinderschutzorganisation hat der britische Premier Cameron am Montag die Einschränkung von Online-Pornographie angekündigt. Doch die Worte des Tempora-Verantwortlichen klingen nicht so, als ob es bei Porno-Zensur bleibt.

Die Rede ist von »kranken« Menschen, »zerstörerischem Einfluss« und »moralischen Pflichten«. Und auch der Ort ist perfekt gewählt: In einer Ansprache vor der Kinderschutzorganisation NSPCC hat der britische Premierminister David Cameron am Montag die Infrastruktur zur Zensur des Internets im Vereinigten Königreich vorgestellt.

Bereits am Montagmorgen berichtete die Tageszeitung »The Guardian« über die Pläne der britischen Regierung, den Zugang zu Online-Pornographie einzuschränken. Laut vorab veröffentlichten Auszügen aus Camerons Rede, sollen dazu Internetprovider gezwungen werden, pornographische Seiten zu sperren . »Wenn jemand ab Ende des Jahres einen neuen Breitband-Anschluss einrichtet, wird der familienfreundliche Filter automatisch ausgewählt«, zitiert »The Daily Mail« den Regierungschef. Jeder Kunde soll zudem angeschrieben und aufgefordert werden, sich »mit einem Klick« für oder gegen die Sperre zu entscheiden.

Nicht nur durch die Auswahl des Verkündungsortes ist die Einrichtung der Zensurinfrastruktur eingebettet in Maßnahmen zum Schutz von Kindern. So soll Pornographie, in der Vergewaltigungen simuliert werden, verboten werden. Eine zentrale Polizeidatenbank mit verbotenen Bildern soll eingerichtet werden. Pädophile sollen mittels einer neuen Sperrliste mit »abscheulichen« Suchbegriffen identifiziert werden.

Zudem forderte Cameron auch Suchmaschinenbetreiber auf, »kranke« Menschen von der Suche von illegalen Seiten abzuhalten: »Ich habe eine klare Botschaft für Google, Bing, Yahoo und den Rest. Sie sind verpflichtet zu handeln – es ist eine moralische Verpflichtung«, sagte der politisch Veranwortliche des weltweit größten Internet-Spionageprogrammes und fügte hinzu: »Sie sind die Menschen, die herausgefunden haben, wie man fast jeden Inch der Erde vom Weltall aus kartographiert und Sie haben Algorithmen entwickelt , die riesigen Informationsmengen Sinn verleihen.« Die scheinbar bewundernden Worte klingen nicht so, als ob es bei Porno-Sperren bleibt.