VW baut bei Seat 660 Stellen ab

Einigung mit spanischen Gewerkschaften

  • Ralf Streck, Madrid
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.

Die VW-Chefs können im Rahmen der Kostensenkungspläne für den Gesamtkonzern einen weiteren Erfolg verbuchen - diesmal in Spanien.

Bei Verhandlungen in der Nacht auf Freitag haben die großen spanischen Gewerkschaften der Kündigung von insgesamt 660 Personen beim Autobauer Seat zugestimmt. Lediglich die kleine anarchosyndikalistische CGT lehnte das Abkommen mit der VW-Tochter ab. Als »völlig abwegig« bezeichnete Gewerkschaftssprecher Diego Rejón das Ergebnis auf einer Kundgebung vor einigen Hundert Arbeitern in der Innenstadt von Barcelona. Kritisch hatten sich zuvor auch die Arbeiterkommissionen (CCOO) und die Arbeiterunion (UGT) geäußert. Sie erklärten allerdings, das Ergebnis sei das »am wenigsten schlechte«. Es würden nun weniger Stellen gestrichen, als vom Vorstand geplant, und die Investitionen in das Werk nahe Barcelona seien gesichert. Voll des Lobes war Seat-Chef Andreas Schleef, der erklärte, man gewinne jetzt an Konkurrenzfähigkeit. Er darf tatsächlich zufrieden sein, denn VW hat sich im Prinzip durchgesetzt. So war stets nur von einem Überhang von 400 Stellen die Rede, auch wenn mit der Streichung von 800 Arbeitsplätzen gedroht wurde, falls die Belegschaft nicht auf zehn Prozent des Lohns verzichte. Die ohnehin überhöhte Zahl abzubauender Jobs wurde, als Streiks begannen, dann sogar auf 1346 erhöht. VW kann nun darauf verweisen, in den Verhandlungen »nachgegeben« zu haben, und erntete dafür Lob von der katalanischen Regierung. Auch das vermeintliche Zugeständnis, Abfindungen in Höhe des Gehaltes von 45 Tagen pro gearbeitetes Jahr zu zahlen, ist keines, denn die spanischen Gesetze schreiben dies ohnehin vor. Als Erfolg werten die großen Gewerkschaften die Zusicherung von Seat, dass ein Teil der Entlassenen innerhalb von 18 Monaten wieder eingestellt wird, sollten zu viele gehen. Wer allerdings diese Option wählt, erhält nicht einmal die Hälfte der ausgehandelten Abfindung. Der Vorstand hatte gedroht, geplante Investitionen über drei Milliarden Euro zu stornieren, wenn die Gewerkschaften den Stellenabbau blockieren. Auf diese Weise schaffte es VW auch immer wieder, öffentliche Subventionen zu erhalten. Inzwischen belaufen sich diese auf fast drei Milliarden Euro; der Großteil floss bei der Übernahme von Seat, als dem Ex-Staatsbetrieb die Schulden von 2,4 Milliarden Euro erlassen wurden. Im übrigen sind die Geschäftszahlen des spanischen Autobauers weit besser, als es VW darstellt. Der angeblich zu erwartende Verlust im Jahr 2005 kommt laut Angaben der Gewerkschaften nur über einen »Tech...

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