Mehr Hilfe für Problemkieze

Beim Quartiersmanagement kooperieren Senat und Wohnungsunternehmen

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 2 Min.
Sie zählen zu den Problemgebieten in der Stadt: der Mariannenplatz in Kreuzberg, die Brunnenstraße in Mitte, die Mehrower Allee in Marzahn-Hellersdorf, die Dammwegsiedlung in Neukölln oder das Falkenhagener Feld in Spandau. Die Bewohner sind hier besonders häufig von Arbeitslosigkeit betroffen, der Anteil an Migranten ist hoch. Um das Sozialgefüge zu stabilisieren, wurde in diesem Jahr das Quartiersmanagement des Senats auf insgesamt 16 dieser Bereiche ausgeweitet, zusätzlich zu den bereits 17 bestehenden Gebieten wie Helmholtzplatz (Prenzlauer Berg) oder Boxhagener Platz (Friedrichshain). In elf dieser Problemkieze kooperiert der Senat dabei künftig mit den Wohnungsbaugesellschaften Degewo, WBM, Gehag, Gewobag, GSW und HSW. Entsprechende Vereinbarungen wurden gestern unterzeichnet. Die Unternehmen als Eigentümer eines Großteils der Wohnungsbestände würden Räume, Know-how, Ansprechpartner und finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, um negativen sozialen und stadträumlichen Entwicklungen entgegenzuwirken, sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Die WBM beispielsweise unterstützt am Mariannenplatz Selbsthilfeprojekte wie »Mütter gegen Gewalt« und übt mit Jugendlichen Deeskalationsstrategien. Die Degewo hat sich im Brunnenviertel der Schulschwänzer angenommen, deren Zahl dort unter Migrantenkindern besonders hoch ist. Am Wassertorplatz in Kreuzberg hat die Gewobag zusammen mit der Arbeitsagentur Computerkurse für Jugendliche organisiert, und am Mehringplatz fördert sie Jugend- und Boxclub. In Berlin gebe es keine Situation wie in den Vororten von Paris und Integration sei hier kein Fremdwort, meinte Wowereit Aber in manchen Gebieten sei noch einiges zu verbessern, damit es überall »Spaß macht, zu wohnen«. Das Quartiersmanagement setze dafür den Rahmen, die Akteure vor Ort müssten sich jetzt Gedanken machen, wie die Gebiete voranzubringen sind. Es gehe nicht darum, Blumenkübel aufzustellen, sondern die sozialen Aufgaben anzupacken, sagte Degewo-Chef Frank Bielka. Die Wohnungsbaugesellschaften, die durch Konfrontation mit Leerstand und Vandalismus auch solche sozio-kulturellen Aufgaben übernommen haben wie Mieter- und Schuldnerberatung, Concierge- und Wachdienste, sehen sich dabei als »Motor der Entwicklung«. Das Quartiersmanagement ist besonders auf Hilfe zur Selbsthilfe der Bewohner vor Ort ausgerichtet, Integration und Herausbildung stabiler Nachbarschaften sollen gestärkt werden. Bis zu 1,2 Millionen Euro stehen den Gebieten dafür jährlich zur Verfügung. Seit 1999 investierte der Senat insgesamt 80,7 Millionen Euro in das Quartiersmanagement, weitere 52 Millionen kamen von der EU. Für 2006 bis 2011 werde Berlin weitere rund 87 Millionen Euro zur Verfügung stellen, sagte Wowereit.
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