nd-aktuell.de / 29.07.2013 / Kultur / Seite 15

MOSEKUNDS MONTAG

GEISTGEKÜHLT

Wolfgang Hübner

»Sehen Sie sich das an«, sagte Herr Mosekund und zog begeistert einen Besucher zum Kühlschrank, »ein intelligentes Haushaltgerät. Ich habe es letzte Woche erworben. Es ist gegen unbefugten Zugriff gesichert und lässt sich nur durch fehlerfreien Vortrag der siebenten Feuerbach-These öffnen. Hier«, Herr Mosekund zeigte auf eine Taste, »lässt sich der Nietzsche-Modus einschalten, dann kann man mit ihm auf Promotion-B-Niveau über den ›Zarathustra‹ disputieren. Und der Inhalt des Gemüsefachs wird mit der Stimme von Richard David Precht vorgetragen!« Der Besucher schaute in den Kühlschrank. »Das Gefrierabteil scheint mir etwas klein geraten«, wandte er ein, »und überhaupt wirkt er zu eng für eine gediegene Vorratshaltung.« - »Das«, rief Herr Mosekund empört, »ist wieder einmal typisch. So ein Gerät ist doch zunächst eine Idee, eine Vision, eine Herausforderung - aber Sie denken sogar bei einem Kühlschrank nur ans Essen!«