Hetze hilft nicht

Malene Gürgen über die Diskussion im und um das Protestcamp

  • Lesedauer: 2 Min.

»Das ist ein sensibles Thema, deshalb bitten wir um einen sensiblen Umgang«, sagt einer der Unterstützer auf der Pressekonferenz am Oranienplatz. Der bisherige Umgang mit dem im Mai publik gemachten Vorwurf einer Vergewaltigung im Umfeld des Flüchtlingsprotests war allerdings alles andere als sensibel: In der Kommentarspalte unter dem Text wird der Verfasserin vorgeworfen, rassistischer Stimmungsmache gegen das Camp in die Hände zu spielen - eine absolute Unverschämtheit gegenüber der Betroffenen und ein Hinweis darauf, dass Sexismus auch in linken Strukturen alles andere als überwunden ist.

Rassistische Stimmungsmache kommt indes nicht von dem mutmaßlichen Vergewaltigungsopfer, sondern von einer ganzen Reihe von Zeitungen, die sogleich von einem »rechtsfreien Raum« und einem »ausländischen Campbewohner« als Täter schwadronieren, ohne sich dabei auf valide Informationen stützen zu können. Hier drängt sich der Eindruck auf, der ganze Fall werde benutzt, um weiter auf die Räumung des Camps zu drängen, gegen das der Boulevard schon lange und mit allen Mitteln eine Kampagne fährt. Das ist nicht nur unseriöser und schlechter Journalismus, das hilft auch der Betroffenen kein Stück.

Das Camp hat lange gebraucht, um eine Erklärung zu dem Vorfall abzugeben, womöglich zu lange. Das heißt aber nicht, dass intern nicht darüber gesprochen worden wäre. Wenn es hier Versäumnisse gab und die betroffene Person zu wenig Unterstützung erhalten hat, ist das ein sehr ernstes Problem, das im Camp angegangen werden muss - und laut Aussage weiblicher Aktivisten auch bereits angegangen wird. Vorverurteilungen, hetzerische Kommentare oder gar eine Campräumung werden da aber ganz sicher nicht helfen.

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