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Mutige Berliner

  • Lesedauer: 2 Min.

Vor 70 Jahren, am 5. August 1943, starben in Berlin-Plötzensee drei Männer und dreizehn Frauen unter dem Fallbeil. Sie gehörten einem antifaschistischen Netzwerk von über 150 Frauen und Männern an, Nazigegner unterschiedlicher sozialer Herkunft und politischer wie weltanschaulicher Ansichten. Zu den führenden Köpfen zählten der Oberregierungsrat Arvid Harnack und der Oberleutnant der Luftwaffe Harro Schulze-Boysen. Wegen deren Verbindungen zur sowjetischen Botschaft ordnete die Gestapo die im frühen Herbst 1942 über 120 festgenommen RegimegegnerInnen dem Fahndungskomplex »Rote Kapelle« zu. Hitler und die NS-Führung erwarteten eine exemplarische Bestrafung. Tatsächlich wurden die meisten der vom Reichskriegsgericht und Volksgerichtshof beantragten 50 Todesurteile vollstreckt. Auch das gegen Ursula Goetze.

Die junge Kommunistin und Sekretärin besuchte ab 1938 ein Abendgymnasium und begann 1940 ein Studium an der heutigen Humboldt-Universität. Nazikritische Mitschüler des Abendgymnasiums trafen sich in der Wohnung von Eva Knieper, die mit dem Neurologen John Rittmeister verheiratet war. Aus den dortigen Diskussionen, an denen sich auch der mit Ursula Goetze befreundete Romanist Werner Krauss und Harro Schulze-Boysen beteiligten, entstand ein Widerstandszirkel. Die mutigen Berliner hörten die »Feindsender« Radio London und Moskau, versorgten Zwangsarbeiter mit neuesten Nachrichten von der Front und unterhielten Kontakte zu Nazigegnern reichsweit. Aus Protest gegen die Propagandaausstellung »Das Sowjetparadies« im Berliner Lustgarten fertigten und verteilten Ursula Goetze, Werner Krauss und ihre Freunde Hunderte Klebezettel. Diese Aktion im Mai 1942 sorgte für großes Aufsehen - auch bei der Gestapo.

Zum Gedenken an die mutigen Berliner lädt die VVN-BdA am Montag, den 5. August, vor das Haus Hornstraße 3 in Berlin-Kreuzberg (17 Uhr), wo seit 1987 eine Gedenktafel (Foto: Archiv) an Ursula Goetze erinnert. Hans Coppi, dessen Mutter ebenfalls an jenem Tag vor 70 Jahren ermordet wurde, wird den Widerstand der »Roten Kapelle« würdigen; die Sängerin Gina Pietsch sorgt für würdevolle musikalische Umrahmung. nd

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