Putsch für die Demokratie?

Martin Ling über den Umgang der USA mit Putschisten

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Die erste Reaktion kam nicht von ungefähr aus der Türkei: »Putsche bringen keine Demokratie, sie ruinieren und zerstören den Weg der Demokratie. So wie in Ägypten«, twitterte Ankaras Vizeregierungschef Bekir Bozdag über die Auslassungen des US-Außenministers John Kerry. Denn einerseits steht Ankaras AKP-Regierung den gestürzten Muslimbrüdern in Kairo nah und andererseits gibt es auch in der Türkei - wenngleich längst nicht in derselben Dimension - verbreiteten und öffentlich artikulierten Unmut in der Bevölkerung. Das türkische Militär dürfte den Worten Kerrys mit Interesse gelauscht haben, hat er doch den Putsch in Ägypten mit dem Massenunmut auf den Straßen gerechtfertigt und gar als Wiederherstellung der Demokratie gerühmt. Die AKP-Regierung darf sich aus guten Gründen gewarnt fühlen.

Bozdags Äußerungen dürften darüber hinaus in nicht wenigen Ländern des Südens geteilt werden. Denn die Erfahrungen mit von den USA orchestrierten oder tatkräftig gebilligten Coups reicht in frei gewählten Beispielen von Mossadegh 1953 in Iran über Salvador Allende 1973 in Chile bis zu Manuel Zelaya 2009 in Honduras. Wie viel US-Einfluss es 2013 in Ägypten gab, werden Historiker irgendwann einmal präziser benennen können. Fakt ist: Ägyptens Militär hängt mit 1,3 Milliarden US-Dollar pro Jahr am Tropf der USA, die es bei einem Putsch sofort auf Eis zu legen gälte. Für den Süden bleibt es dabei: Wo es eine US-Botschaft gibt, ist ein Putsch nicht weit, wenn es US-Interessen dient.

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