Liberaler Falke

Samantha Power ist neue UN-Botschafterin der USA.

  • Lesedauer: 2 Min.

Diplomatisch kann man die neue US-amerikanische Botschafterin bei den Vereinten Nationen nun wahrlich nicht nennen. Gerade erst hat sie den Weltsicherheitsrat - wo sie künftig Washingtons Politik vertreten und vermitteln soll - mit Blick auf die Lage in und um Syrien in scharfen Worten abgewatscht. Die Tatenlosigkeit des wichtigsten UNO-Gremiums sei eine »Schande, über die die Geschichte ein harsches Urteil fällen wird«. Den Senatoren auf dem Kapitol gefällt solche Rede. Sie haben Samantha Power am Donnerstag (Ortszeit) mit großer Mehrheit bestätigt.

Die bisherige außenpolitische Beraterin von Präsident Barack Obama tritt die Nachfolge der nicht weniger forschen Susan Rice an, die inzwischen als Nationale Sicherheitsberaterin im Weißen Haus die Strippen zieht. Beide gehören zu den »liberal hawks«, den sogenannten liberalen Falken, die im Namen der Menschenrechte auch militärische Interventionen fordern. Bei den Anhörungen im Senat hatte Power, zuletzt Professorin an der Harvard University, auch angekündigt, im Falle ihrer Ernennung werde sie gegen »repressive Regime« wie in Venezuela Position beziehen und den »Zusammenbruch der Zivilgesellschaft« dort und anderswo anprangern. Caracas legte die gerade einsetzende Normalisierung der bilateralen Beziehungen daraufhin wieder auf Eis.

Bei Power, 1970 im irischen Castleknock geboren und im Alter von neun Jahren mit ihren Eltern ausgewandert, waren es die Massaker an Muslimen in den 90er Jahren in Bosnien, die sie als junge Journalistin geprägt haben. Nach einem Jura-Studium an der Harvard Law School und der Yale University hat sie diese »höllischen« Erfahrungen und das ihrer Meinung nach moralische Versagen einer tatenlosen Clinton-Regierung in einem Buch verarbeitet (A Problem from Hell: America and the Age of Genocide). Es brachte ihr den Pulitzer-Preis. Zweifel, sie könnte die USA gegenüber der UNO zu zaghaft vertreten, räumte sie jetzt vor dem Senat mit dem Satz aus: »Dies ist das tollste Land der Erde, wir haben nichts, wofür wir uns schuldig fühlen müssen.«

Olaf Standke

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