Atomwaffenmächte als Blockierer

Vor 50 Jahren wurde der Vertrag über einen teilweisen Teststopp unterzeichnet

  • Hubert Thielicke
  • Lesedauer: 2 Min.
Am 5. August 1963 wurde der Moskauer Vertrag über den teilweisen Teststopp unterzeichnet. Das 33 Jahre später abgeschlossene umfassende Teststoppabkommen ist immer noch nicht in Kraft.

Am 12. Februar dieses Jahres registrierten seismische Stationen den dritten Atomwaffentest Nordkoreas. Insgesamt wurden seit 1945 mehr als 2000 nukleare Explosionen erfasst. Es ist höchste Zeit, endlich einen Schlussstrich zu ziehen. Bereits am 5. August 1963 unterzeichneten Großbritannien, die Sowjetunion und die USA in Moskau den Vertrag über das Verbot von Kernwaffenversuchen in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser. Drei Tage später stand das Abkommen in London, Moskau und Washington allen Staaten zur Unterzeichnung offen; im Oktober 1963 trat es in Kraft. Immerhin war es das erste weltweite Rüstungskontrollabkommen, nach Jahren der nuklearen Hochrüstung und der Konfrontation zwischen den beiden Militärblöcken. Erheblich trug dazu die Kuba-Krise 1962 bei, die die Welt an den Rand einer nuklearen Katastrophe gebracht hatte.

Der Moskauer Vertrag bewirkte nicht zuletzt die Einstellung solcher Exzesse wie oberirdische Wasserstoffbomben-Tests der USA und der Sowjetunion mit Stärken von jeweils mehreren Millionen Tonnen TNT, also einem Vielfachen der Hiroshima-Bombe. Nicht einigen konnte man sich damals auf das Verbot der unterirdischen Versuche. Die Kernwaffenstaaten hielten sie für nötig, um ihre Arsenale zu modernisieren und neue, »leistungsfähigere« Waffen zu entwickeln.

Als Deckmantel musste die Kontrollfrage herhalten, um die sich die weiteren Verhandlungen über einen umfassenden Teststopp drehten. Das wurde insbesondere in den 80er Jahren deutlich, als die USA unter Präsident Ronald Reagan die Zeichen auf forcierte Rüstung stellten - Stichworte sind hier die Neutronenwaffe und der »Krieg der Sterne«. Einen vollständigen Teststopp erklärten sie kurzerhand zum »langfristigen Ziel«; Vertragsvorschläge Schwedens und der Sowjetunion wurden abgelehnt.

Erst als die Clinton-Regierung diese Position änderte, konnte die Genfer Abrüstungskonferenz einen Vertrag über das Verbot aller Tests ausarbeiten, den die UN-Generalversammlung 1996 verabschiedete. Diesem Vertrag gehören heute 159 Staaten an, darunter die Atommächte Frankreich, Großbritannien und Russland; weitere 24 Staaten haben unterzeichnet. Das Vertragswerk trat jedoch bisher nicht in Kraft, da acht wichtige Länder noch nicht beitraten: die Kernwaffenstaaten USA, China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea sowie Ägypten und Iran. Seit 1996 bereits ist in Wien eine Kommission tätig, um die für die Umsetzung des Abkommens nötige Organisation, einschließlich des Kontrollsystems, vorzubereiten.

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