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Risikofrau

Die Friedensnobelpreisträgerin Tawakkol Karman darf nicht nach Ägypten reisen

  • Mattes Dellbrück
  • Lesedauer: 2 Min.

Tawakkol Karman ist eine Ikone des »Arabischen Frühlings« und wurde 2011 als erste arabische und bisher jüngste Frau mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die Menschenrechtsaktivistin ist aber auch Mitglied der jemenitischen Oppositionspartei Al-Islah, eines Ablegers der Muslimbruderschaft, und unterstützt offen die Anhänger des entmachteten ägyptischen Staatschefs Mohammed Mursi. Grund genug für die Kairoer Behörden, ihr jetzt die Einreise zu verweigern - aus »Sicherheitsgründen«. Am Nil hat der erbitterte Konflikt zwischen dem Militär und den Islamisten für eine explosive Lage gesorgt.

Karman wurde 1979 in der Provinz Taes im Süden Jemens geboren. Die studierte Politologin und Journalistin ist mit einem Mathematiklehrer verheiratet und Mutter dreier Kinder. Schon ihr Vater habe in ihr stets die »Rebellin« der Familie gesehen. Geprägt von ihren politischen Vorbildern Mahatma Gandhi, Nelson Mandela und Martin Luther King, gründete sie als Mitarbeiterin der Zeitung »Al-Thawrah« 2005 gemeinsam mit Kolleginnen die Gruppe »Journalistinnen ohne Ketten«. Als der sogenannte Arabische Frühling mit den Umsturzbewegungen in Tunesien und Ägypten begann, rief sie wie schon einige Jahre zuvor erneut in SMS-Nachrichten zu Protesten auch in ihrer Heimat auf. Anfang 2011 wurde Karman mehrmals festgenommen; im März schlug sie dann in der Hauptstadt Sanaa auf dem Platz des Wandels ihr Zelt auf. Tausende junge Leute forderten dort in einem Protestcamp den Rücktritt des verhassten Präsidenten Ali Abdallah Saleh.

Tawakkul Karman wurde zur international beachteten Stimme des Umbruchs und zusammen mit zwei Liberianerinnen im Dezember 2011 schließlich mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Das Osloer Komitee würdigte ihre »führende Rolle« im »Kampf für die Frauenrechte und für die Demokratie und den Frieden in Jemen«. Ihren größten persönlichen Erfolg jedoch sah Tawakkul Karmane in der Tatsache, ihren anfangs noch skeptischen Vater für den »Arabischen Frühling« gewonnen zu haben. Der war einst Justizminister unter Präsident Saleh.

Mattes Dellbrück

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