Marokkos König gibt der Straße nach

Wegen Kindesmissbrauchs verurteilter Spanier wird doch nicht begnadigt

  • Heinz Krieger, Alicante
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Druck der Straße war zu viel für den Monarchen. Marokkos König Mohammed VI. hat die Begnadigung eines wegen Kindesmissbrauchs zu 30 Jahren Gefängnis verurteilten Spaniers wieder aufgehoben.

Mit der Begnadigung hat König Mohammed erstmals in den 14 Jahren seit seiner Thronbesteigung den Forderungen der Bevölkerung nachgeben müssen. Zuvor hatte es tagelange empörte Proteste gegeben. Kindesmissbrauch ist in Marokko ein sensibles Thema, weil es einen Sextourismus mit genau dieser Zielsetzung gibt.

Am späten Sonntagabend kam die Meldung: Die königliche Begnadigung für den Spanier Daniel Galván Viña wird aufgehoben. Sie war erst am 31. Juli erteilt worden, dem Jahrestag der Thronbesteigung Mohammeds VI. Alljährlich begnadigt der Monarch zu diesem Jubiläum verurteilte Straftäter. In diesem Jahr gab es auch Gnade für 48 Spanier. König Juan Carlos war wenige Tage zuvor in Marokko und Mohammed wollte seinem Gast eine Freude machen.

Der König ließ am Wochenende über das Fernsehen mehrfach eine Botschaft verlesen, dass er über die Schwere der Tat des Spaniers nicht informiert worden sei. Diese bislang einmalige Erklärung kommt einer Entschuldigung für den königlichen Gnadenerlass gleich. Auch müsse man klären, wie Galván auf die Begnadigungsliste mit den 48 spanischen Namen gelangt sei, hieß es in dem Kommuniqué.

In Spanien verlangt die sozialistische Opposition von der Regierung Antwort, ob die Gerüchte wahr seien, dass Galván auf Drängen des Geheimdienstes auf die Liste gesetzt worden sei .

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