nd-aktuell.de / 10.08.2013 / Reise / Seite 31

Gefühlssache

Eine Ausfahrt im Alfa Romeo Giulietta

Jirka Grahl

Autobauer werden üblicherweise nie persönlich, wenn sie ihren Gefährten einen Namen geben. Sie flüchten sich stattdessen in Fantasiebegriffe, Nummern-Buchstaben-Kombinationen oder auch in geografische Begriffe. Dass Alfa Romeo sein Kompaktmodell Giulietta genannt hat, ist eine Ausnahme und klare Aussage: Hier wird aufs Herz von Fahrerin und Fahrer gezielt. Giulietta soll die Emotionen wecken, was kaum einem Fahrzeug der Golfklasse so gut gelingt wie dieser Italienerin.

Wer die anmutige Steilhecklimousine aus Turin zum ersten Mal erblickt, versteht die Alfa-Botschaft sofort. Es geht beim Autofahren nicht nur darum, von A nach B zu kommen. Es geht um die Schönheit des Fahrens, was seit der Firmengründung 1910 in Mailand stets das Credo der Alfa-Fahrer war, die in Italien Alfisti genannt werden. Giulietta - unter diesem Namen wurden bereits in den 50er und 70er Jahren ebenso heiß geliebte wie wohlgeformte Modelle produziert. So manches Gen ist auch im aktuellen Kompaktmodell zu erkennen: provozierender Dreiecksgrill, zwinkernde Scheinwerfer, rundlich-knackiges Heck (das einem beim Einparken allerdings kaum Sicht nach hinten gestattet, weswegen das Extra Einparkhilfe unbedingt einzuplanen ist).

Dass Giulietta ein Viertürer ist, ist erst auf auf den zweiten Blick zu erkennen, die Griffe für die hinteren Türen liegen dezent im Fensterrahmen versteckt. Auch im Inneren versucht der Kompakte Gefühle zu wecken: Mit gefälligen Rundinstrumenten, Aluminiumpedalen und Schaltwippen hinterm Lenkrad. Dass Alfa Romeo die sportliche Marke des Fiat-Konzerns ist, ist zu spüren, sobald man auf den gut konturierten Sitzen Platz genommen hat.

In der Mittelkonsole verbirgt sich eines der spannendsten Elemente der Giulietta: der DNA-Knopf. Dabei handelt es sich um die Fahrdynamikregelung, die das Auto wahlweise sportlich (D=Dynamisch), unwetterfest (A=Allwetter) oder eben ganz brav im Mittelmaß (N=Normal) fahren lässt. Auch in kleinerer Motorisierung bereitet Giulietta Freude am Fahren, beispielsweise in unserem Testfahrzeug mit dem kleinsten Diesel, dem 16 JTDM Veloce, der mit ordentlicher Serienausstattung (DNA-System, LED-Tagfahrlicht, Audioanlage mit sechs Lautsprechern, Multifunktions-Lederlenkrad) in der Preisliste ab 23 150 Euro verzeichnet ist, mit einigen Extras aber auch auf über 30 000 Euro steigen kann.

Der DNA-Hebel erlaubt dem Giulietta-Fahrer verschiedenste Fahrgefühle: In der D-Stellung hängt Giulietta sehr präzise am Gas, während sich beim Zurückschalten gen N eine gewisse Gemächlichkeit einstellt, die im Alltag viel besser zu einem Kompakten mit 77 kW (105 PS) passt. Giulietta ist sowohl für kurvige Landstraßen als auch den gewöhnlichen Stadtverkehr gewappnet. Dass die vom Hersteller versprochenen 4,4 Liter Verbrauch pro 100 Kilometer um mehr als zwei Liter überboten wurden, war keine Überraschung. Immerhin versüßt Alfa Romeo sein Angebot mit einer Vierjahresgarantie, die außer Kia und Hyundai kein Konkurrent übertrifft.