Der letzte Auftritt der Nummer 11

Abschiedsgala für die Eisbären-Legende Sven Felski vor über 5000 Fans im Berliner Wellblechpalast

Eine einzigartige Karriere im deutschen Eishockey ist zu Ende gegangen: Sven Felski, der in 20 Profijahren exakt 1000 Spiele durchweg für seinen Heimatverein EHC Eisbären Berlin bestritt, sechs deutsche Meistertitel gewann, 233 Tore erzielte und 159 Länderspiele absolvierte, hat sich bei einer Abschiedsgala endgültig verabschiedet.

Über 5000 Fans feierten Felski am Sonnabend im proppenvollen alten Wellblechpalast im Berliner Stadtteil Hohenschönhausen. Mindestens dreimal soviel wollten eigentlich dabei sein. Aber das 38-jährige Dynamo-Urgestein hatte es vorgezogen, statt in der großen Arena am Ostbahnhof seinen Abschied im »Welli« zu begehen.

»Hier«, sagt er nicht ohne Wehmut, »hier hat alles angefangen. Hier bin ich zu Hause.« Er erinnert daran, dass er »als kleiner Bub auf dem Eis im Sportforum mit dem Eiskunstlauf beim damaligen SC Dynamo Berlin angefangen hat. Hier habe ich das Schlittschuhlaufen erlernt.«

Hier hat Felski am 13. November 1992 gegen den EC Hedos München auch sein erstes Bundesligaspiel als Profi bestritten - mit noch 17 Jahren. »Jetzt, 21 Jahre später, genau an dieser Stelle ein Abschiedsspiel zu haben - das ist einfach verrückt.«

Der harte Eishockeycrack hatte sichtlich alle Mühe, seine Tränen bei dieser Megaparty zurückzuhalten. »Ich bin einfach überwältigt«, gestand er, nachdem ihm die Fans mit stundenlangen und ohrenbetäubenden Gesängen und Sprechhören, mit vielen selbstgefertigten Plakaten und Fähnchen nahezu drei Stunden lang fast ohne Pause ihre Referenz erwiesen.

Gekommen waren zur Abschiedsgala von »Felle«, wie Felski von Freunden und Konkurrenten genannt wird, auch 41 namhafte Spieler vergangener und gegenwärtiger Zeiten, Spieler aus der Dynamo- und Eisbären-Ära sowie aus der deutschen Nationalmannschaft. Dabei ging es bei Felskis allerletztem Auftritt im legendären Trikot Nr. 11, das er vom ersten Tag an getragen hatte, im Match »Felles Eisbären Allstars« kontra »Felles DEB-Auswahl« munter zu, so dass die Spieler auf dem Eis und die Fans auf den Rängen jede Menge Spaß hatten.

Felski spielte jeweils 30 Minuten in jeder Mannschaft und stand am Schluss im mit 11:7 erfolgreichen Eisbären-Allstarteam. Er selbst traf fünfmal, dreimal für die Eisbären, zweimal für die Nationalmannschaft. Und wie es sich für so einen Abschied gehört, schoss der Gefeierte das letzte Tor selbst. Als die Uhr noch 11 Sekunden anzeigte, kam der Schlusspfiff - symbolisch für den Mann mit der Rückennummer 11. Was folgte, war eine endlose Feierarie.

In dem mehrfach unterbrochenen Match hatten Prominente Felski auf ihre Weise verabschiedet: Eisschnellläuferin Claudia Pechstein, Deutschlands erfolgreichste Winterolympionikin, forderte »Felle« zum Kurzsprintduell heraus, Paarläuferin Peggy Schwarz tanzte mit Felski auf dem Eis, wobei er demonstrierte, was er einst als Eiskunstläufer gelernt hatte, und Profiboxer Arthur Abraham stürmte aufs Eis, als sich zum Gaudi der Fans zwei Nationalspieler zu prügeln begannen. Mit zwei trockenen Spaß-Haken schlug Abraham die beiden Kontrahenten zu Boden.

Felskis Abschied ist zugleich ein Neubeginn. Er hat zwar einen Trainerschein in der Tasche, »aber derzeit steht nicht auf meiner Agenda, Trainer zu werden«, sagt er. »Ich kann mir gut vorstellen, im Management meines Vereins zu arbeiten. Ich drücke gegenwärtig die Schulbank. Mal abwarten, was in drei Jahren ist.« Fest steht: Seinem Verein will er die Treue halten. Und: Die Eisbären werden »Felles« Rückennummer 11 nicht mehr vergeben. Eine solche Ehre wird nur ganz Großen zuteil - eben einem wie Sven Felski.

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