nd-aktuell.de / 15.08.2013 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 8

Die Eurozone spürt ein bisschen Aufwind

Im zweiten Quartal wuchs die Wirtschaft wieder

Ulrich Glauber
Die Wirtschaft in der Eurozone hat die Rezession hinter sich gelassen. Dazu trugen vor allem die Schwergewichte Deutschland und Frankreich bei.

Nach einer am Mittwoch veröffentlichten Schätzung des EU-Statistikamts Eurostat ist die Wirtschaft der Eurozone im zweiten Quartal im Vergleich zum Zeitraum Januar bis März um 0,3 Prozent gewachsen. Vor allem Frankreich überraschte mit einem Wachstum von 0,5 Prozent. In den zwei Vorquartalen war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch um jeweils 0,2 Prozent geschrumpft. Ein Wermutstropfen ist aber, dass die Investitionen nun schon im sechsten Quartal in Folge gesunken sind.

Die deutsche Wirtschaft trug ebenfalls zur Besserung bei. Der Zuwachs betrug laut Statistischem Bundesamt unerwartete 0,7 Prozent. Die Statistiker in Wiesbaden führen dies vor allem auf die gute Binnenkonjunktur zurück. Auch die Investitionen wuchsen: Nach dem langen Winter waren vor allem Bauprojekte mit erhöhtem Aufwand vorangetrieben worden. Bundesbank und die Regierung in Berlin sind sich aber einig, dass die exportabhängige deutsche Wirtschaft im laufenden Quartal den Fuß vom Gaspedal nehmen musste. Die schwächere Konjunktur in großen Schwellenländern wie China wird ihren Tribut fordern.

Im zweiten Quartal schnitten auch die Krisenländer Italien und Spanien mit ihren ebenfalls bedeutenden Volkswirtschaften nicht so schlecht ab, wie Analysten erwartet hatten. Das Minus beim italienischen BIP betrug 0,2 Prozent, Spanien konnte die Rezession mit einem Wirtschaftsrückgang von 0,1 Prozent fast stoppen. Für die zweite Jahreshälfte ist hier wieder ein leichtes Wachstum zu erwarten. Die Zahl der Arbeitslosen fiel in Spanien im Juli den fünften Monat in Folge, es sind aber immer noch 4,7 Millionen Menschen ohne Arbeit.

Spitzenreiter beim Wachstum ist ein anderes Krisenland: Mit einem Plus von 1,1 Prozent konnte Portugal erstmals seit über zwei Jahren das Schrumpfen der Wirtschaft stoppen. Viel trugen dazu die Exporte insbesondere in portugiesischsprachige Länder wie Brasilien und Angola bei. Positiv schlug sich auch nieder, dass die für den Tourismus bedeutsamen Ostertage in diesem Jahr im zweiten Quartal lagen.

Auch in Griechenland hellten Feriengäste aus dem Ausland das triste Bild der wirtschaftlichen Situation etwas auf. In diesem Jahr wird die Rekordzahl von 17 Millionen Urlaubern erwartet. Das würde der Branche, in der jeder fünfte Grieche sein Geld verdient, ein Umsatzplus von zehn Prozent verschaffen. Noch ist Griechenland nicht zurück auf dem Wachstumspfad, aber die Wirtschaft schrumpfte im zweiten Quartal mit 4,6 Prozent deutlich langsamer.

Auch in der Eurozone insgesamt ist die positive Entwicklung nur relativ: Im Vergleich zum gleichen Vorjahresquartal ging das BIP um 0,7 Prozent zurück.