Zu Lebzeiten bekannter als der Vater

2014 wird der Komponist Carl Philipp Emanuel Bach auch in Brandenburg geehrt

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.

»Nicht Bach - Meer sollte er heißen«, schrieb einmal Ludwig van Beethoven. Wenn im kommenden Jahr nun allerorts Bachfestspiele und Bachtage stattfinden, dann aber ausnahmsweise nicht zu Ehren von Johann Sebastian Bach. Vielmehr ist es sein dritter Sohn Carl Philipp Emanuel, dessen 300. Geburtstag 2014 nicht zuletzt in Potsdam aufwändig begangen wird.

Die berühmten »Brandenburgischen Konzerte« des Vaters Johann Sebastian könnten auf eine besondere Nähe zum hiesigen Kulturkreis hindeuten. Doch diesen Namen erhielten die sechs Musikstücke lange nach dem Tod des Meisters. Zurückzuführen ist er darauf, dass Bach eines der Konzerte dem Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg-Schwedt widmete.

Anders der Sohn Carl Philipp Emanuel. Geboren in Weimar, verbrachte er nach dem Schulbesuch in Leipzig fast 30 Jahre seines Lebens in Potsdam und Berlin. Einen Großteil seiner Werke schuf er hier. Sechs Städte, in denen der Komponist, Cembalist und Dirigent lebte, haben sich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen: Neben den genannten sind das Frankfurt (Oder) und Hamburg.

Anders als heute war der Sohn zu Lebzeiten bekannter als der Vater. Als »Star der brandenburgischen Musikszene«, der »Maßstäbe gesetzt« habe, bezeichnet ihn Kulturministerin Sabine Kunst (SPD). Er habe die Musikpflege am Hofe des Preußenkönigs wesentlich mitgeprägt und großen Einfluss auf den späteren Komponierstil von Mozart und Haydn ausgeübt. 1738 sei er als Cembalist in die Kapelle des damaligen Kronprinzen Friedrich eingetreten und habe später - nachdem Friedrich König geworden war - in dessen Hofkapelle mitgewirkt.

Ein Jura-Studium an der Viadrina in Frankurt (Oder) war offenbar nicht nach seinem Geschmack - Bach junior kehrte zur Musik zurück. Fast 100 Sonaten und die musikgeschichtlich bedeutende Schrift von der »wahren Art, Klavier zu spielen« entstanden in Frankfurt. Weiterentwicklungen der Komponiertechnik und nicht zuletzt die notorisch schlechte Bezahlung am preußischen Königshof - Männer wie C.P.E. Bach rangierten dort in der Kategorie »Gesinde« - führten zum Bruch und zur Übersiedlung nach Hamburg, wo der Künstler als städtischer Musikdirektor für die fünf Hauptkirchen zuständig war. Nach seinem Tod 1788 wurde er dort in der Michaeliskirche beigesetzt.

Alexander Steinhilber von der Hamburger Senatsverwaltung hatte die Idee, das Netzwerk der Bach-Städte zu gründen. Damit wolle er »die Aktivitäten sichtbar machen«, sagt er. Dabei helfe nicht zuletzt das aufwändig gestaltete Internet-Portal www.cpebach.de. Für Steinhilber geht es darum, »diesen bedeutenden Komponisten des 18. Jahrhunderts nicht nur Liebhabern und Kennern vorzustellen, sondern ein breites Publikum auf Bachs Musik im Jubiläumsjahr 2014 neugierig zu machen«.

Die Potsdamer Fachbereichsleiterin Kultur und Museum, Birgit-Katherine Seemann findet, dass Bach junior in Potsdam keiner Neuentdeckung bedürfe, da schon 1988 zu seinem 200. Todestag ein Zyklus von Veranstaltungen stattfand. Sie verwies auf die Bachtage und die Kammerakademie Potsdam sowie auf die Musikfestspiele Sanssouci und die »zahlreichen hiesigen Künstler, Chöre und Orchester«.

Für Frankfurt (Oder) versprach der Beigeordnete Markus Derling ein Programm, das »wunderbar den Bogen von der Historie zur Gegenwart« schlage. Die weltweit einzige Ausstellung, die Bach junior gewidmet ist, werde aus diesem Anlass aktualisiert - »auch wenn es mit der Finanzierung noch schwierig wird«.

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