Wie mächtig sind Verbraucher?

Vor 40 Jahren in den Niederlanden: Kein Kaffee aus den Kolonien

  • Lesedauer: 2 Min.

Eine hohe Kaufkraft gibt in der Marktwirtschaft dem Konsumenten ein potenzielles Machtmittel in die Hand. Darauf setzen Boykotts. Erste politische Boykottaufrufe gab es in der Bundesrepublik Anfang der 1970er. Sie zielten auf Kolonialismus und Apartheid.

1970 riefen Dritte-Welt-Gruppen zum Boykott der Waren westdeutscher Firmen wie Siemens und AEG Telefunken auf, die in Mosambik den umstrittenen Cabora-Bassa-Staudamm für die portugiesische Kolonialmacht bauten. In den USA und in England richteten sich Boykotts gegen die Barclays-Bank, die Investitionen in Südafrika und den portugiesischen Kolonien finanzierte.

In den Niederlanden endeten Aufrufe erfolgreich. Ein Großteil des niederländischen Kaffeebedarfs wurde aus der portugiesischen Kolonie Angola eingeführt. Mit Appellen zur Kaufverweigerung konnte die Union der niederländischen Kaffeeröstereien 1972 gezwungen werden, den Kaffeeimport aus Angola einzustellen. Auch der Vertrieb von angolanischem Öl wurde gestoppt. Mit der absehbaren Unabhängigkeit Angolas ist Ende 1974 der Boykott aufgehoben worden.

Bis in die 1980er initiierten westeuropäische Gruppen Boykotts gegen Outspan-Orangen und andere »Früchte der Apartheid«. Nachdem der ANC 1986 eine Pipeline des Shell-Konzerns gesprengt hatte, startete auch in Westeuropa eine Kampagne gegen die Mineralölfirma.

Immer fürchteten die Firmen um ihr Image und sahen sich zu Stellungnahmen gezwungen. Nur wenige Aufrufe waren so erfolgreich wie der niederländische Kaffeeboykott. Sie scheiterten nicht zuletzt am geringen Einkommen der kritischen Kunden. nis

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