Briten auf Tauchstation im Nahen Osten

Neue Enthüllungen zum Überwachungsprogramm Tempora

  • Uwe Sievers
  • Lesedauer: 2 Min.
Die britischen Überwachungsmaßnahmen reichen weiter, als bisher bekannt. Auch fernab der Insel zapfen die Geheimdienste Unterwasserkabel an. Nachdem der britische »Guardian« unter massiven Druck der Regierung geriet, wartet nun der »Independent« mit neuen Enthüllungen auf.

Die britischen Überwachungsmaßnahmen reichen weiter als bisher bekannt. Auch fernab der Insel zapfen die Geheimdienste Unterwasserkabel an. Nachdem der »Guardian« unter massiven Druck der Regierung geriet, wartet nun eine andere Londoner Zeitung mit neuen Enthüllungen auf. Nach der spektakulären Vernichtung von Computer-Festplatten beim »Guardian« berichtete am Freitag der »Independent« über eine britische Überwachungsstation im Nahen Osten, die zum Spionagesystem Tempora gehöre.

Dort würden vom britischen Geheimdienst GCHQ in umfassendem Maße Seekabel angezapft, um Telefongespräche und E-Mails in der Region abzuhören. Die dabei gewonnenen Daten würden an den Hauptsitz des Nachrichtendienstes im englischen Cheltenham zur Auswertung geleitet und anschließend u.a. an den US-Geheimdienst NSA weitergegeben, so der »Independent«. Sowohl die britische als auch die US-amerikanische Regierung erachteten die Station im Nahen Osten als besonders wertvoll, da sie als Frühwarnsystem vor möglichen Anschlägen diene.

Der »Independent« beruft sich in seiner Veröffentlichung auf Dokumente des US-Informanten Edward Snowden, die von dem Journalisten Glenn Greenwald ausgewertet wurden. Greenwald dementierte allerdings noch am Freitag auf der Internetseite des »Guardian« mittels einer Erklärung Snowdens, dass die Informationen von ihm stammten. Laut »Independent« habe die Regierung des Vereinigten Königreiches den »Guardian« zudem zu der Übereinkunft gezwungen, nicht mehr über Maßnahmen und Einrichtungen zu berichten, die die nationale Sicherheit gefährden könnten. Dazu zählten auch Details der Zusammenarbeit britischer Telekommunikationsunternehmen wie Vodafone und British Telecom mit den britischen Geheimdiensten.

Denn laut »Independent« helfen diese GCHQ, den größten Teil der Auslandskommunikation abzuhören. Der »Independent« behauptete, ein britischer Regierungsvertreter habe dem Blatt bestätigt, über die Vereinbarung Stillschweigen zu bewahren. Greenwald hingegen stritt auch dies im »Guardian« ab. Obwohl der »Independent« den Standort der Überwachungsstation nicht veröffentlichte, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis dieser bekannt wird: Betrachtet man den Verlauf der Unterseekabel, von denen viele durch den Suezkanal gehen, gibt es nur wenige Knotenpunkte, die als Standort geeignet scheinen. In Verbindung mit den britischen Einflusssphären in der Region schränkt sich das Gebiet noch weiter ein.

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