nd-aktuell.de / 27.08.2013 / Wort und Wahn / Seite 1

Grenzpolizist Seehofer

Wolfgang Hübner

Wahrscheinlich wird Bayern demnächst eine Grenzpolizei einführen. »Die müssen raus aus Bayern«, soll Horst Seehofer einem Zeitungsbericht zufolge gesagt haben. »Die« sind ein Fernsehteam des Westdeutschen Rundfunks, von dem sich Bayerns Landtagspräsidentin Barbara Stamm unhöflich behandelt fühlte. Die WDR-Leute wollten Stamm am Rande einer Wahlkampfveranstaltung zur Verwandtenaffäre im Münchner Landtag befragen; ob sie nun tatsächlich zu forsch vorgingen oder die Staatspartei CSU von bayerischen Medien keine kritischen Fragen gewohnt ist, bleibt dahin gestellt. Immerhin erinnert man sich noch daran, dass letztes Jahr ein CSU-Sprecher seinen Hut nehmen musste, weil er beim ZDF angerufen hat, um die Berichterstattung über den SPD-Spitzenkandidaten Christian Ude in Grenzen zu halten.

Solche Details sind jetzt aber egal, Horst Seehofer ist einfach nur empört. Über die WDR-Mitarbeiter. Wenn man seinen zitierten Wutausbruch ernst nimmt, dann wird demnächst wohl der BGS als Bayerischer Grenzschutz wieder auferstehen. An allen Zufahrtstraßen des Freistaats werden weiß-blaue Schlagbäume aufgestellt, und dann gibt es ordentliche Personenkontrollen. So weit kommt‘s, dass da jeder einreist und macht, was er will.

Falls die Maßnahmen zur Grenzsicherung doch zu aufwendig sein sollten, bleibt ja immer noch die kleine Lösung: eine Pkw-Maut. Für Ausländer will der CSU-Häuptling sie ja sowieso einführen und behauptet ohne rot zu werden, er werde in Berlin keinen Koalitionsvertrag unterschreiben, in dem diese Maut nicht enthalten ist. Jetzt kann er die Forderung noch erweitern. Um missliebige Elemente abzuschrecken, könnte die Maut auch auf Rheinländer, Preußen, Sachsen, Schwaben und überhaupt auf alle Fremdlinge ausgedehnt werden, die mit ihrem Fuß oder Reifen heiligen bayerischen Boden besudeln wollen. Vor allem aber auf Medienmenschen. Seine großzügige Genehmigung »Das können Sie alles senden!«, mit der er seinerzeit ein TV-Interview mit einigen kleinen Gemeinheiten gegen Angela Merkel freigab, hat Seehofer wohl längst vergessen.