Fehlstart

Wolfgang Büchner / Ab 1. September neuer »Spiegel«-Chefredakteur

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 2 Min.

Am 1. September soll Wolfgang Büchner die Chefredaktion des einstigen »Sturmgeschützes der Demokratie« (»Der Spiegel« über »Der Spiegel«) übernehmen. Wenige Tage vor Amtsantritt stürmt es aber vor allem innerhalb der Redaktionsräume in Hamburg. Die Mitarbeiter KG, die mit 50,5 Prozent Verlagsanteil ein deutliches Wort mitzureden hat bei Entscheidungen in der »Spiegel«-Hierarchie, stellte sich gleich bei der ersten wichtigen Personalentscheidung ihres künftigen Chefs quer. Man fühlt sich durch die Berufung von Nikolaus Blome zum Stellvertreter Büchners provoziert, kommt der doch von der »Bild«-Zeitung. Auf einer Konferenz am Montag haben schließlich auch die Ressortleiter sich gegen die Berufung Blomes ausgesprochen, der zum 1. Dezember von Berlin nach Hamburg wechseln soll.

Wolfgang Büchner hätte wissen müssen, dass ihm in dieser Personalentscheidung Widerstand entgegenschlagen wird, kennt er den »Spiegel« doch in- und auswendig. Von 2001 bis 2009 war er bereits dort tätig, zunächst als Geschäftsführender Redakteur bei »Spiegel online«, ab 2008 ebenda Chefredakteur. Ein Jahr später wechselte der heute 47-Jährige zur Nachrichtenagentur dpa.

Auch wenn Büchner ein »Nachrichten«-Mann ist - er hat jahrelang für die beiden Nachrichtenagenturen Associated Press und Reuters gearbeitet -, beherrscht er gleichermaßen auch die Boulevard-Strecke. Das zeigte er in seiner Zeit als Chef von »Spiegel-Online«, in der er die digitale Ausgabe des »Spiegel« mehr und mehr für Boulevardthemen öffnete.

Insofern ist es nur konsequent, dass er sich mit Nikolaus Blome eine »Springer«-Journalisten an die Seite stellen wollte. Inwieweit aber sein gestern bekanntgewordener Kompromissvorschlag, Blome nicht als Vize, sondern lediglich als Chef des Hauptstadtbüros und Mitglied der Chefredaktion ohne Weisungsbefugnis anzustellen, die Wogen glätten wird, bleibt abzuwarten. Auch von Berlin aus wird Blome für Turbulenzen sorgen. Der Beginn seiner Tätigkeit als »Spiegel«-Chef ist für Büchner jedenfalls schon mal ein Fehlstart geworden.

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