nd-aktuell.de / 30.08.2013 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 2

Wie kommt eigentlich der Spritpreis zustande?

Förderung, Börsenspekulation, Raffination, Transport, Lagerung und die Gewinne der Mineralölkonzerne

Kurt Stenger

Die Börsenreaktionen auf die Syrien-Ereignisse zeigen, dass der Spritpreis mehr ist als das Ergebnis von Abzock-Willkür an den Tankstellen, was die Autofahrerlobby verkürzt anprangert. In den letzten Tagen stieg der Rohölpreis deutlich, denn der Nahe Osten ist noch immer einer der wichtigsten Förder- und Transportregionen des »Schwarzen Goldes«. Das macht sich auch am Preis der Endprodukte bemerkbar.

Gleichwohl gilt noch immer der alte Spruch: »Politische Börsen haben kurze Beine.« Ein Ereignis gerät an den »Märkten« schnell in Vergessenheit. Allerdings gibt es generell den Trend, dass die Börsen eine immer größere Bedeutung für die Entwicklung der Rohstoffpreise haben. Finanzinvestoren, die gar nicht physisch Öl kaufen, wetten in großem Stil mit Terminkontrakten, um Spekulationsgewinne zu realisieren. Ob dies den Ölpreis künstlich in die Höhe treibt, ist unter Experten umstritten. Einigkeit besteht aber darin, dass dies zu deutlich stärkeren Preisschwankungen führt.

Der Börsenpreis von Rohöl, in dem sich auch die Förderkosten und die Gewinne der Förderkonzerne spiegeln, geht zusammen mit den Raffineriekosten in den Preis an hiesigen Tankstellen ein. Die Branche orientiert sich dabei am Großhandelspreis der Raffinerien an Europas größtem Hafen, Rotterdam. Im Juli betrug dieser »Produktenpreis« nach Angaben des Mineralölwirtschaftsverbandes 57,56 Cent. Bundesweit kostete ein Liter Super in diesem Monat durchschnittlich 162,74 Cent.

Rund die Hälfte davon landet im Staatssäckel. Die Mehrwertsteuer machte 25,98 Cent aus. Hinzu kommt die Energiesteuer (Mineralöl- plus Ökosteuer), die nicht mit den Ölpreisen schwankt und zuletzt 65,45 Cent pro Liter Benzin betrug. Diese Abgabe soll die Kosten des Straßenbaus und -erhalts, aber auch für Stellflächen, Straßenreinigung und -beleuchtung oder den Rettungsdienst abdecken. Als Verbrauchsteuer ist sie anders als die ins Gespräch gebrachte Pkw-Maut gerecht: Wer viel und noch dazu einen Spritschlucker fährt, zahlt auch viel.

Der letzte Posten beim Spritpreis ist der Deckungsbeitrag (13,75 Cent). Er beinhaltet die Kosten für Transport, Lagerhaltung, gesetzliche Bevorratung, Verwaltung, Vertrieb sowie für die Bioethanolbeimischung. Und natürlich die Gewinne.

Die Mineralöllobby zeigt bei Kritik an hohen Spritpreisen auf den Staat und spricht von »unnötig hohen Belastungen für Autofahrer«. Umweltverbände halten dagegen, dass die Steuereinnahmen die externen Kosten des Autoverkehrs bei Weitem nicht abdecken: Die Belastung des Gesundheitssystems durch Unfälle, Atemwegserkrankungen oder Schlafstörungen, die Kosten des durch CO2-Emissionen bedingten Klimawandels sowie der Umweltverschmutzungen.

Selbst wenn die externen Kosten weiter der Allgemeinheit aufgebürdet werden: Die Spritpreise werden mittelfristig wohl steigen. Öl lässt sich fast nur noch mit aufwändigen Methoden fördern. Und der Scheitelpunkt der Förderung ist laut einigen Experten schon überschritten. Öl wird zum knappen Gut.