Ein Ausflug nach Chorin und Oderberg

Sommerkonzerte, mittelalterliches Kloster und Seitenraddampfer locken Touristen

  • Hans-Joachim Schlichtholz
  • Lesedauer: 3 Min.

Ora et labora (bete und arbeite) predigten die Benediktiner im Mittelalter hier beschwörend. Heutzutage erklingen sanftere Töne - bei den jährlich stattfindenden Sommerkonzerten im Kloster Chorin. Ein Ausflug lohnt zu jeder Jahreszeit, aber am Schönsten ist es im Frühling oder im Herbst, wenn das Laub der uralten Baumriesen in den verschiedensten Farben leuchtet.

1258 taucht der Name »Korin« erstmals in einem Schriftstück auf: in der Stiftungsurkunde des Klosters »Mariensee«, das sich inmitten des Parsteiner Sees befand. Einige Jahre darauf ließen die askanischen Markgrafen Johann I. und Otto IV. ihren Herrschaftssitz nach Chorin verlegen und förderten von nun an den weiteren Ausbau. 1334 in drei Abschnitten fertiggestellt, dominierten romantisch-orientalische Bauelemente, kunstvolle Wölbungen und Kuppeln, verziert mit farbenprächtigen Blatt- und Tierornamenten, die das mittelalterliche Kloster Chorin zu einem bedeutenden Zentrum der Baukunst machten. An die 8O Priestermönche - beherbergt im schmuckvollen Westflügel - und etwa 4OO Arbeitsmönche, im schlichteren Ostflügel untergebracht, fanden im einst so bekannten Zisterzienserkloster ihr Zuhause.

Nach der Auflösung des Klosters 1542 und der Umwandlung in eine Domäne von Kurfürst Joachim I. begann der allmähliche Verfall, der bis auf wenige Teile des Kreuzganges, den Westflügel, das Pforten- und Gästehaus und das ehemalige Küchengebäude nicht mehr aufzuhalten war. Lediglich die Klosterkirche St. Marien ist noch heute in ihrem fast ursprünglichen Zustand erhalten.

Die dreischiffige, kreuzförmige Pfeilerbasilika gilt als Meisterwerk deutscher Backsteingotik und birgt eine Vielzahl historischer Grabstätten des Adels. In den Kellergewölben ist die Ausstellung »Backsteintechnik und Backsteinarchitektur« mit beachtlichen Ausgrabungsfunden eingezogen. »Besonders stolz sind wir, dass nach mehrjährigen Sanierungsarbeiten nun auch der Ostflügel mit Sakristei, dem Kapitelsaal und der Bibliothek wieder zugänglich ist, so wie schon seit längerem der Fürstensaal und das Laienrefektorium im Westflügel«, erfährt man bei einem Rundgang von Kerstin Sagert-Breternitz. »Aber unser archäologisches Schmuckstück sind Teile einer mittelalterlichen Fußbodenheizung im Klosterkeller, von der europaweit nur noch wenige Überreste erhalten sind.«

Gut 20 Autominuten entfernt, im idyllischen Oderberg, bekommen Freunde der »Weißen Flotte« feuchte Augen, wenn sie den 1897 gebauten Seitenraddampfer »Riesa« erblicken, der 80 Jahre lang auf der Elbe schipperte. »Sechs Tage dauerte 1978 die Reise, die das 600 PS starke Schiff mit der Nummer 2610 gemeinsam mit seinem Dresdner ›Oldie‹ über Havel und Oder, diverse Kanäle und Schleusen, bis hin zum Schiffshebewerk Niederfinow unternahm«, erzählt Angelika Gauert, die mit der Geschichte bestens vertraut ist. Die »Riesa« liegt heute neben einer Straßenbrücke vor Anker und lädt zum Rundgang durch Bug- salon, Maschinenraum und Führerhaus. Auch vom Leben um 1900 erfährt man. Die wohlige Wohnstube eines gut betuchten Oderberger Sägewerkbesitzers gewährt Einblicke. Ein besonderes Bonbon hält die oberste Etage bereit. Auf mehr als tausend Jahre bringt es der hier ausgestellte Einbaum, um den original erhaltene Reusen und Netze gruppiert sind.

Kloster Chorin, Amt Chorin 11, www.kloster-chorin.info, Binnenschifffahrtsmuseum Oderberg, Hermann-Seidel-Straße 44, www.bs-museum-oderberg.de

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