18, 20, passe!

Seit 200 Jahren gibt es das Skatspiel, Liebhaber spielen es im Klub

  • Lesedauer: 3 Min.
Skat - der Deutschen liebstes Kartenspiel - wird 200 Jahre alt. Im Kampf um die Gunst der jungen Leute hat es harte Konkurrenz. Nun wird es fit gemacht für soziale Netzwerke und Smartphones.

Es läuft nicht gut an diesem Abend für Nicole Harbeck. Eben hat die Chefin des Altenburger Skatklubs mit dem Namen »18 und weg« ein Null-Spiel verloren. Die grüne Zehn - im französischen Blatt die Pik Zehn - war ihr Verhängnis. Derweil macht Mitspieler Egon Kutzke ein Spiel nach dem anderen - auch schon mal einen Grand ohne Buben - und gewinnt. »Das macht keinen Spaß, aber man kann es nicht ändern«, sagt die 36-Jährige, die eine Jeansjacke trägt und auf dem Arm ein Tattoo.

»Morgensonne« heißt das Gartenlokal, in dem sich an diesem Donnerstagabend 19 Skatspieler treffen. Die Sonne versinkt hinter den umliegenden Häusern, während Harbeck und ihre drei Mitspieler auf der Terrasse reizen, stechen und abwerfen.

»Wir sind der mitgliederstärkste Klub in Thüringen«, sagt sie. Auf 33 ist die Zahl gewachsen: vom Teenager bis zum über 80-Jährigen, auch einige Frauen gehören dazu. Und er ist nicht der einzige Klub in der ostthüringischen Stadt - 200 Jahre, nachdem Skat in Altenburg erfunden wurde.

Laut Deutschem Skatverband spielen 15 bis 20 Millionen Menschen hierzulande Skat. Auch in anderen Ländern wie Polen, Australien, Südafrika, Namibia, und Argentinien wird dem Spiel gefrönt. Dessen Geburtsurkunde ist derzeit im Museum im Altenburger Schloss zu sehen. In einem kleinen Heftchen, in dem eine Spielgemeinschaft der Stadt dereinst ihre Gewinne notierte, taucht unter dem 4. September 1813 erstmals »Scat« auf. Damals kombinierten die Spieler Elemente aus Tarock, L›Hombre, Schafkopf und Solo zu einem neuen Spiel. Verbreitet wurde es einst vor allem von Studenten und Soldaten - und damit auch ein Wildwuchs an Regeln. 1928 wurde auf einem Skatkongress in Altenburg die »Neue Deutsche Skatordnung« beschlossen, über die seither das Skatgericht wacht. Trotzdem gibt es in privaten Runden Varianten des Spiels, die nicht in der Skatordnung vorgesehen sind: etwa Ramsch oder Bierlachs.

200 Jahre nach seiner Erfindung hat es das Spiel bei Jugendlichen jedoch schwer. Computerspiele sind verlockend. Sammelten einst Teenager auf dem Schulhof Skaterfahrung, muss das Spiel im Zeitalter des Web 2.0 den Sprung ins Internet meistern. Allein bei »Gameduell« haben sich in den vergangenen Jahren mehr als eine halbe Million Menschen für Skat angemeldet, erklärt Produktmanager Peter Mitschke. »Skat ist ein komplexes Spiel und hat deswegen nicht so großen Zulauf wie Angry Birds oder Poker«, sagt er. »Aber es ist eines unserer wichtigsten Spiele in Deutschland und gehört zu den Top Fünf.«

Um Skat online anzubieten, will das Unternehmen das Spiel künftig als App für Handys und mobile Computer sowie im sozialen Netzwerk Facebook anbieten. Eine Entwicklung, die der Deutsche Skatverband (DSKV) begrüßt - hofft er doch dadurch auch offline neue Spieler zu gewinnen.

Einige aus dem Klub »18 und weg« spielen ab und an mal online. »Aber da fehlt die Geselligkeit«, sagen Heinz Bergmann und Egon Kutzke. Zumal erfahrene Spieler aus Mimik und Regungen ihrer Mitspieler Schlüsse ziehen. »Skat ist auch Psychologie«, erzählt Klubchefin Harbeck. Für sie läuft das Spiel inzwischen besser: Eben hat sie einen Grand mit drei Buben gewonnen.

Zwar steht bei »18 und weg« eine Frau an der Spitze, doch das Spiel bleibt Männerdomäne. Nur etwa zehn Prozent der DSKV-Mitglieder sind Frauen. »Frauen sind nicht so risikofreudig«, sagt Verbandspräsident Peter Tripmaker. »Wir Frauen spielen hin und wieder etwas intuitiver«, meint Harbeck. »Männer reizen aggressiver und gehen eher mal aufs Ganze. Das liegt wohl in der Natur.«

Bei Wettbewerben oder Spielen in ihrem Club sitzt die 36-Jährige ohnehin meist nur mit Männern am Tisch. »Da muss man sich durchsetzen können.« An diesem Abend hat sie sich wacker geschlagen, unterm Strich stehen 993 Punkte. Damit ist sie die Zweite am Tisch.

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