nd-aktuell.de / 04.09.2013 / Brandenburg / Seite 12

Greenpeace: Dorf droht Erdrutsch

Andreas Fritsche

Eine Dichtwand, die vom Energiekonzern Vattenfall bereits errichtet wird, schützt das Dorf Lieske nicht zuverlässig. Bewohner und Kohlekumpel sind in Lebensgefahr. Darauf beharrt die Umweltorganisation Greenpeace. Sie beruft sich auf ein neues Gutachten des Geologen Ralf E. Krupp und fordert jetzt erneut, auf den beabsichtigten Braunkohletagebau Welzow-Süd II zu verzichten.

Krupp war bereits 2012 zu dem Schluss gelangt, dass die bis zu 120 Meter tiefe und 10,6 Kilometer lange Dichtwand dem Wasserdruck des Sedlitzer Sees bei einem Leck nicht standhalten könnte. Der bis zu 600 Meter schmale Erddamm zwischen dem See im Süden und dem Tagebau im Norden könnte brechen. Das Dorf Lieske, das sich auf dem Damm befindet, würde abrutschen.

Das Landesbergamt sah es anders und versicherte, die Dichtwand werde halten. Doch nun legt Krupp nach. Er untersuchte im Auftrag von Greenpeace die Strömungs- und Druckverhältnisse mit einem Rechenmodell und bezog vorher nicht verfügbare geologische Daten ein. Das Ergebnis: Selbst eine kleine Beschädigung an der unteririschen Dichtwand könnte dazu führen, dass der Damm und das Dorf abrutschen.

»Der Sicherheitsabstand zwischen Tagebau und Sedlitzer See ist viel zu gering«, betont Gerald Neubauer von Greenpeace. »Das Landesbergamt verharmlost die Gefahr einer Rutschung.«

Doch Bergamtspräsident Klaus Freytag hegt weiterhin »absolut keinen Zweifel« an der Sicherheit des Dorfes, und Vattenfall-Sprecher Thoralf Schirmer bekräftigt: »Lieske steht auf sicherem Boden.«

Anders denkt Günther Jurischka von der »Allianz für Welzow«. Er meint: »Wir brauchen weder umstrittene Dichtwände, noch halbgare Beteuerungen, dass schon alles sicher ist. Eine echte Chance hat die Region nur, wenn endlich mal Schluss ist mit der unsäglichen Kohleförderung.«

Derweil sprechen sich aber zwei Drittel der Bevölkerung in der Lausitz für neue Tagebaue aus. Das ergab kürzlich eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie, Energie.

Im Tagebau Welzow-Süd II sollen in den Jahren 2026 bis 2042 rund 200 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert werden.